Frage an Karin Evers-Meyer von Günter H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Evers-Meyer,
ich habe in den letzten Tagen mit großem Interessee die Diskussionen um die Aussagen bzw. das Buch ihres Parteigenossen Thilo Sarazin verfolgt. Erst gestern abend konnte man bei Hrn. Wowereit, aber ganz besonders bei Fr. Göring-Eckardt wieder erleben, in welch abgehobener Welt diese Leute leben. Ohne Bezug zur Realität in unserem Land,phantasieren sich dort unsere angeblichen Vertreter ein schönes und heiles Land, mit einer wunderbaren Multikuli-Gesellschaft zusammen. Ich ärgere mich zunehmend über die Arroganz und die Abgehobenheit mancher Politiker. Nicht nur das die Probleme der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden; auf Versäumnisse aufmerksam gemacht, werden sofort die altbekannten Sprachmuster der vergangenen Jahrzehnte gebetsmühlenartig wiederholt. Das betrifft nicht allein die SPD sondern auch alle anderen Parteien. Ich spreche sie an, weil gerade die SPD als "angebliche" Volkspartei wieder ein wichtiges Thema der Gesellschaft kaputtredet, welches eigentlich bei ihr gut vertreten sein sollte. Auch die SPD hat Fehler in der Vergangenheit bei der Integrationspolitik gemacht und sollte auch dazu stehen. Sie ist nicht unschuldig an diesem Zustand und mit den, von vielen Fachleuten als richtig anerkannten Thesen, nicht nur von Herrn Sarazin zu diesem Thema, fallen nun auch der SPD diese Versäumnisse auf die Füße. Ich halte das Vorgehen der SPD gegen- über Hrn Sarazin für total überzogen. Man kann dagegen argumentieren; sachlich, aber nicht mit den altbekannten, abgedroschenen, "sozialromantischen" Floskeln. Seine Aussagen sollten ernst genommen werden. Wirklich ernst und die Politiker sollten nicht darauf hoffen, dass morgen schon eine neue "Sau durch das Dorf zu treiben sein wird". Die Verärgerung in der Bevölkerung wird immer deutlicher. Ich frage sie Frau Evers-Meyer: Wie ist ihre Meinung zu den Thesen und dem angestrebten Ausschluss-Verfahren gegen Herrn Sarazin aus der SPD?
Mit freundlichem Gruß
Günter Hoßbach
Sehr geehrter Herr Hoßbach,
ich hatte noch nicht die Zeit, das Buch von Thilo Sarrazin zu lesen. Deswegen möchte ich mich an den öffentlichen Urteilen über ihn nicht beteiligen. Auch ich hätte mir gewünscht, dass sich die SPD zunächst in aller Ruhe mit den Thesen Thilo Sarrazins auseinandersetzt. Das war aber aufgrund des enormen öffentlichen und medialen Drucks - an dem Thilo Sarrazin selbst nicht ganz unschuldig ist - in der vergangenen Woche nicht mehr möglich. Ich bin mir aber sicher, dass sich alle Beteiligten in der SPD nun um ein faires Parteiordnungsverfahren bemühen werden. Und ich hoffe sehr, dass wir bald zu einer vernünftigen Diskussion über die Erfolge und Misserfolge der Integrationspolitik in Deutschland kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Evers-Meyer