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Frage von Alexander H. •

Frage an Kai Buschmann von Alexander H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

"Es geht nicht darum, was Lehrer lehren sollen (das Denken des alten Lehrplans), sondern was Schüler können müssen (das Denken der neuen Bildungsstandards)."

Das hört sich grundsätzlich gut an, trotzdem war das eigentlich nicht ganz meine Frage. Abgesehen davon, dass ich bei manchen, vorallem älteren Lehrern teilweise Zweifel an ihrer fachlichen Kompetenz hab, stellt sich mir die Frage was genau soll ein Schüler ihrer Meinung nach können?
In unserer Schule (bin selbst noch Schüler), wird Biologie, Erdkunde mit Physik in ein Ding gepackt. Halten sie es für Sinnvoll, die Naturwissenschafte, die wohl einen deutlich höheren Stellenwert als eine Fremdsprache haben müssen wie z.B Französisch, als ein Fach anzubieten?
Finden sie es gut, dass sich das Fach Erdkunde mehr mit der Standortwahl eines Unternehmens beschäftigt, als mit dem Klima, Tecktonik, Atmosphäre, etc. ?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Häußermann,

die Bildungsstandards zielen natürlich auch auf einen gewissen Bildungskanon, der letztlich gesellschaftlich vereinbart ist, vor allem aber auf Fertigkeiten und Methodenkompetenzen. Im Idealfall sollte ein Schüler, wenn er die Schule verlässt, methodisch in der Lage sein, sich selbst jederzeit Wissen zu beschaffen und anzueignen. Lebenslanges Lernen ist die Perspektive der Zukunft bei einer sich so rasant wandelnden Lebenswelt. Das Wissen, das in der Schule vermittelt wird, wird zukünftig eine viel geringere Rolle im "Lebenswissensbudget" eines Menschen spielen als früher.

Es wurde vor einigen Jahren richtig beobachtet, dass Schulfächer abgekapselt unterrichtet werden und der fächerübergreifende Zusammenhang bei Wissenskomplexen gar nicht deutlich wird. Darauf wurde sinnvoll reagiert mit dem so genannten "fächerverbindenden Unterricht". Dann hat man überzogen und gleich die Fächer zugunsten von Fächerverbünden abgeschafft (MNK in Grundschule, natur- und gesellschaftswissenchaftliche Verbünde in Haupt- und Realschule). Damit wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, denn die Trennschärfe des methodischen Zugriffs der Fächer auf die Welt geht verloren. Gerade unter Methodengesichtspunkten halte ich das für falsch.

Der starke wirtschaftsgeographische Gehalt des Erdkundeunterrichts geht auf einen weiteren klaren Mangel zurück: Es gibt an den staatlichen Schulen kein Schulfach "Ökonomie", was ich bei unserer durch die Wirtschaft geprägten Lebenswelt sehr bedauere. Also werden Wirtschaftsthemen wenigstens ein bisschen über Erdkunde abgehandelt, was zu Lasten der Kernaufgaben dieses Faches geht. Seit Jahren setze ich mich für das Schulfach Ökonomie ein und habe am Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim ein entsprechendes bundesweit einmaliges Modell etabliert. Näheres von mir finden Sie unter
http://www.lichtenstern-gymnasium.de/dokumente/1044357594.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Kai Buschmann