Frage an Julika Sandt von Gerd B. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Sandt!
Wachstum, Wachstum über alles - das sagen Krebsgeschwülste und viele Politiker. Sagen Sie es auch? Oder haben Sie andere Wege gefunden bzw. sich selber eröffnet, um die wirtschaftspolitischen Herausforderungen zu lösen, die durch Verknappung fossiler Rohstoffe, ungelöste Atommüllagerung, Umweltzerstörung und Bevölkerungsanstieg immer drastischer werden? Welche anderen Lösungen kennen Sie, als wie bisher die vom Faschismus her bekannte Maßlosigkeit vom militärischen in den ökonomischen Bereich zu übertragen? Wer auf volks- und weltwirtschaftliches Wachstum verweist, wie es auch FDP-Politiker immer wieder tun, verzichtet von vornherein auf politisches Handeln, statt konkret etwas zu tun, um die Produkte der Arbeit allen Menschen zugute kommen zu lassen. Ohnehin haben in Europa die allermeisten Menschen um ein Vielfaches mehr an Wohlstand als zum Leben erforderlich ist. Glücklicherweise sind die meisten dieser Menschen fähig, mit dem Erreichten ihren Frieden zu finden und damit zugleich einen entscheidenden Beitrag zum politischen Frieden zu leisten, indem sie sich den törrichten und schädlichen Wachstumsparolen verweigern und weniger arbeiten. Gehören Sie auch zu diesen Menschen?
Als bodenlos töricht empfinde ich, dass Sie Wachstum mit Faschismus in Zusammenhang bringen. Faschismus hat in Deutschland das Gegenteil von Wachstum bewirkt, nämlich die totale Zerstörung. Ganz sicher gehöre ich nicht zu den Menschen, die aus Wachstumsfeindlichkeit weniger arbeiten und ich habe überhaupt kein Verständnis dafür.
Zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen: Bei der Energiegewinnung setzen wir auf einen Mix - von Wind- und Solarenergie bis hin zur Kernfusion, denn Kohle, Öl und Gas belasten die Umwelt und alternative Energien reichen mittelfristig nicht aus, um die Stromversorgung sicherzustellen. Energiepolitisch geboten - auch im Sinne einer intakten Umwelt - ist Forschung. Um aber Forschung zu finanzieren, brauchen wir eine funktionierende Wirtschaft. Wer sich dem Wachstum verschließt, ist nicht konkurrenzfähig. Wenn ein Staat wirtschaftlich weniger wächst als seine Nachbarn, wie es in Deutschland seit Jahren der Fall ist, sind alle Bürger davon betroffen - besonders Arbeitslose, die immer weniger Aussichten auf Jobs haben. Auch um Entwicklungshilfe zu leisten, braucht man Geld und gut ausgebildete Menschen. Voraussetzung für beides ist eine funktionierende, d.h. wachsende Wirtschaft.
Julika Sandt