Sind sie für oder gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht? Oder halten sie eine Alternative für Sinnvoll?

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage. 

Ich selbst habe den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert und einen Ersatzdienst im sozialen Bereich geleistet und kann dieser Zeit nur Positives abgewinnen. Das ist aber eine sehr persönliche Einschätzung. 

Mit der Aussetzung der Wehrpflicht hat man damals die Freiwilligendienste (FSJ/FÖJ/Bufdi) gestärkt, bzw. eingeführt. Aus meiner Sicht war das für diejenigen, die diese Dienste leisten, eine Verschlechterung - finanziell und versicherungstechnisch. 

Vor einer Wiedereinführung der Wehrpflicht oder einer Dienstpflicht an der Gesellschaft, muss aus meiner Sicht eine Diskussion darüber stattfinden, was unsere Gesellschaft will. Das ist bisher noch nicht passiert. Sollte ich vor die Entscheidung gestellt werden, ob ich einer solchen Pflicht zustimme, wären mir folgende Punkte wichtig: 

• Alle Geschlechter haben diesen Dienst zu leisten.
• Versicherungs- und finanzielle Leistungen für die Dienstleistenden muss angemessen sein.
• Es darf nicht mehr primär der Dienst mit der Waffe im Mittelpunkt stehen. Dieser muss gleichwertig mit Sozial-, Ökologischen und anderen Dienstformen stehen. Dazu gehört auch ein Engagement bei den Blaulichtorganisationen.
• Es muss eine besondere Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Dienstleistenden genommen werden. Früher war es so, dass Ausgelernte junge Menschen Dienst leisten mussten und im Zweifelsfall massive finanzielle Einbußen hatten. Das ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung.
• Es muss eine "Wehrgerechtigkeit" sichergestellt werden, also, dass alle gleich behandelt werden und nicht nach Quoten "eingezogen" wird. Zu meiner Zeit war das nicht der Fall, was zu einer unfairen Behandlung geführt hat. 

Freundliche Grüße 

Julian Wiedmann