Frage an Julian Thomsen von Katrin W. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Hallo Herr Thomsen,
Sie haben leider den Hintergrund der Anfrage von Frau Otte nicht richtig verstanden.
Es geht nicht um den Haushund in Deutschland, der kastriert werden soll , sondern um die Massen an Strassenhunden in Europa, die auf bestialische Weise getötet werden.
Diese Massentötungen sind vollkommen sinnlos, da ohne Kastrationsprogramme die gleiche Anzahl Hunde wieder nachwächst.
Erst wenn man die Tiere kastriert und wieder aussetzt ist dieser Lebensraum besetzt und des Elend nimmt mit der Zeit ein Ende.
Die Alternative dieser Tiere ist also: Kastration oder totgeprügelt, vergast, vergiftet oder verfüttert zu werden.
Sie haben recht ohne Aufklärung der Bevölkerung in den Ländern wird sich auf Dauer nichts ändern, aber ein europaweites Tierschutzgesetzt wäre ein Anfang.
Werden Sie die nächste Erklärung zu dem Thema unterschreiben, wenn sie ein Mandat erhalten?
tierliebe Grüsse
Katrin Wendt
Sehr geehrte Frau Wendt,
Ich denke nicht, dass ich den Hintergrund der Frage nicht verstanden hätte. Von Haushund war auch nicht die Rede in meiner Antwort, sondern von Heimtieren. Wenn Sie ein europaweites Tierschutzgesetz fordern, kann ich nur wiederholt auf unseren Vorschlag eingehen, den Tierschutz über grundlegende Tierrechte Verfassungsrang einzugestehen - das geht de facto weit über einen Gesetzesentwurf hinaus. Ein Gesetz außer Kraft zu setzen ist bekanntlich leichter als einen Verfassungsparagraphen. Und da bekanntlich Tierrechte in vielerlei Hinsicht bei anderen Parteien nicht den selben Stellenwert haben wie bei der ödp - nicht zuletzt durch das Dilemma zwischen Tierhaltung und wirtschaftlicher Effizienz - sollte ein Gesetzesentwurf erst auf einem Verfassungsbeitrag fundieren.
In meiner Antwort habe ich zudem versucht, die verfahrene Situation darzustellen. Ein Kastrationsprogramm für Straßenhunde würde tatsächlich dem örtlich ungebremsten Wachstum der freilebenden Bestände entgegenwirken - sie nach der Prozedur wieder in ihren "Lebensraum" zu entlassen, halte ich jedoch allein von der Wortwahl für falsch. Was sind das für Lebensräume, die diese Tiere besetzen? Städte, Vorstädte, in selteneren Fällen ländlichere Regionen. Ernährungsgrundlage sind oftmals Zivilisationsreste - mit Rückständen aller chemischer Klassen. Es ist eine Schande, dass wir Tieren solche Orte als Lebensraum zugestehen. Sie haben mehr verdient. Wie würde die Mehrheit der betroffenen Europäer auf ein solches Gesetz reagieren, dass Straßenhunden ein Recht auf diesen Lebensraum eingesteht? Zudem wäre vermutlich der Nachschub so oder so durch artungerechte Haltung und Aussetzung gewährt. Ich sehe hier keine Patentlösung - ein einfaches Kastrationsprogramm bekämpft wie bereits gesagt nur die Symptome. Zudem ist eine Umsetzung auch auf rechtlicher Basis mit georderten Tierrechten problematisch. Klar ist, dass Massentötung von Hunden aufgrund ihrer Natur, sich fortzupflanzen, nicht hinnehmbar ist.
Ich sehe nach wie vor das Problem in der Zucht - wieso Tiere züchten, wenn zugleich Tiere in der Natur zur Eindämmung ihrer Populationsgröße getötet werden. Würden diese Tiere anstatt der Zuchttiere an Tierfreunde vermittelt, hätte man einen tierwürdigeren Ansatz gefunden.
Mit freundlichen Grüßen,
Julian Thomsen