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Julia Verlinden
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Wolfgang B. •

Frage an Julia Verlinden von Wolfgang B. bezüglich Verkehr

Guten Tag Frau Verlinden,
Die Gartower Hauptstraße als Nadelöhr im äußersten Osten von Niedersachsen leidet unter Schwerlastverkehr, Containerzügen, Traktorgespannen und allgemeinem Durchgangsverkehr.
Hier besteht seit Jahren die Forderung nach dem Bau einer Umgehungsstraße um Gartow herum und die Sperrung der Hauptstraße für jeglichen Durchgangsverkehr!
Die Folgen des Durchgangsverkehrs für den Ort Gartow sind katastrophal.
Der historische und denkmalgeschützte Ortskern, die Hauptstraße, ist eine Wohn,- und Geschäftsstraße, das Zentrum einer ganzen Region mit sämtlichen notwendigen Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten und somit eine bundesdeutsche Besonderheit bei gerade mal 1400 Einwohnern. Vor der Wende war diese Straße zudem Mittelpunkt eines weitreichenden Tourismus, der hier boomte. Der Gartower See wurde seinerzeit eigens als Strukturhilfe für den Tourismus gebaut. Aber der stetig zunehmende Durchgangsverkehr hat den Tourismus nahezu vollständig verdrängt. Ferienwohnungen können wegen des Lärms und der Vibrationen nicht mehr vermietet werden, die Gäste beschweren sich über Lärm und Erschütterung. Hotels, Restaurants, Cafés und Ladenlokale stehen leer. Flanieren und verweilen in der barocken Hauptstraße erscheint absurd. Der Titel "Luftkurort" wurde der Gemeinde bereits vor Jahren aberkannt.
Gartow ist auf einer Schwemmsanddüne über Moor- und Lehmboden im Urstromtal der Elbe gebaut und statisch zu vergleichen mit einem Pudding. Die historische Bebauung ist nicht tiefgegründet. Die Bausubstanz der Gebäude leidet somit durch die starken Erschütterungen und Vibrationen. Fundamente sacken ab, Wände reißen. Restaurierungs - und Sanierungsarbeiten sind aufwendig und führen letztendlich zu nichts. Für die Bürger vor Ort bleiben am Ende unverkäufliche Ruinen. Der wirtschaftliche Verlust, ebenso der Verlust der Lebensqualität für Gartow und seine Bewohner ist unübersehbar.

Was werden Sie unternehmen, um diesen Wahnsinn in Gartow zu stoppen?
Vielen Dank.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und die Darstellung der Situation in Gartow. Sie beschreiben die derzeitige Lage sehr eindrücklich.

Ein Lösungsvorschlag, den Sie auch erwähnen, wäre der Bau einer Umgehungsstraße um Gartow herum, um Verkehr aus der Stadt heraus zu verlagern. Wir Grüne lehnen Umgehungstraßen wie in Dannenberg und Lüchow nicht grundsätzlich ab, sondern unterstützen solche Lösungen teilweise auch - allerdings ist dies in Gartow schwer umsetzbar. Eine nördliche Umgehung würde durch das Biosphärenreservat führen, eine südliche Umgehung ist wegen mehrerer Neubaugebiete nicht mehr möglich. Eine großräumige Umgehung durch den Gartower Forst bliebe als einzige, sehr große und teure Lösung übrig. Eine solche Straßenbaumaßnahme muss jedoch nicht nur finanziert werden, auch die Flächenversiegelung von Wiesen und Wäldern ist zu berücksichtigen, und schließlich wäre eine solche Maßnahme angesichts der jetzt schon spürbaren Auswirkungen der Erderhitzung klimapolitisch mehr als fraglich. Ich möchte jedoch auch ein ganz praktisches Argument gegen den Bau einer Umgehungstraße nennen: die Baumaßnahme würde viele Jahre andauern, so dass sich die Situation kurz- oder mittelfristig nicht verbessern würde.  

Daher halte ich es für notwendig, andere Maßnahmen anzugehen, um das Problem schneller zu lösen oder zumindest die negativen Auswirkungen deutlich zu reduzieren.

Konkret vor Ort in Gartow braucht es eine Beschränkung der Richtgeschwindigkeit auf 30 km/h. Dafür setzen sich die Grünen vor Ort entschlossen ein. Durch eine ergänzende Kontrolle und möglicherweise kleine, geschwindigkeitsreduzierende Baumaßnahmen bestünde die Möglichkeit, zeitnah die Situation vor Ort zu verbessern, denn langsamerer Verkehr ist weniger laut und belastet die Infrastruktur deutlich weniger. Zudem macht er die Strecke für Durchgangsverkehre deutlich unattraktiver. Dadurch würde sich die Situation für Sie und viele Anwohner*innen definitiv deutlich verbessern und das möglicherweise sehr zeitnah.

Zudem ist die Verlagerung von Güterverkehren von der Straße auf die Schiene eine wichtige Maßnahme. Der Bahn-Transport ist nicht nur effizienter und weniger störend, sondern auch umweltfreundlicher als eine weitere Straße. Hier müssen wir auch auf Bundesebene Maßnahmen ergreifen, die den Schienenverkehr stärken.

Gemeinsam mit den kommunalpolitischen Akteuren vor Ort werden wir Grüne uns dafür einsetzen, die Situation für Sie und Ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen in Gartow zu verbessern.

Mit freundlichen Grüßen

Julia Verlinden

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