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Julia Verlinden
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christoph H. •

Frage an Julia Verlinden von Christoph H. bezüglich Energie

Guten Tag,

auch Mieter oder Eigentümer von Wohnungen können nun dank Balkon-Kraftwerken an der Energiewende mitwirken. Welchem Widerstand Besitzer solcher Anlagen ausgesetzt sind muss ich Ihnen nicht erklären. Sie haben dies im Jahr 2017 bereits gespürt.

Kleinkraftwerke sollen bei Netzbetreibern angemeldet werden. Sie sind meldepflichtig bei der Bundesnetzagentur. Zudem hat der VDE unnötig hohe Hürden aufgestellt. Dieser Verband fordert eine Schuko-Steckdose gegen eine spezielle Energie-Steckdose auszutauschen (selbstverständlich vom Elektriker). Elektriker sind darüber verwundert. VDE hat jedoch weder den Auftrag, noch die Befugnis, noch die Legitimation, rechtlich bindende (im Sinne einer staatlichen Gesetzen oder Verordnungen gleichwertigen Verbindlichkeit) Dokumente zu erlassen. Dies hat der Bundesgerichtshof im Jahr 1998 bestätigt: „DIN-Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter.“

In Deutschland ist die ins Hausnetz eingespeiste Leistung dieser Mini-Kraftwerke auf 600 Watt beschränkt. Viele PV-Module bieten jetzt schon eine Leistung von bis zu 400 Watt. Somit muss bei bereits zwei Modulen die Leistung künstlich durch den Wechselrichter begrenzt werden. Die „EU-Richtlinie 2016/631“ besagt, dass Stromerzeugungsanlagen mit einer Leistung bis 800 Watt nicht signifikant und somit nicht relevant für das Stromnetz sind.

Diese EU-Verordnung ist nun seit fast 5 Jahren von Deutschland nicht umgesetzt worden.

Haben Sie vor diese EU-Verordnung umzusetzen?

Im Grundsatzprogramm der Grünen lautet der erste Punkt des ersten Kapitels „Klima und Energie“.
Bedeutet dies, dass dieser Punkt so eine hohe Bedeutung hat, dass sie bei Koalitionsverhandlungen am wenigsten Kompromisse machen?

Können sie sich mit den mächtigen Energie-Lobbies anlegen?

Werden die Grünen darauf hinweisen, dass auch Balkon-Kraftwerke mit regulärem, unkomplizierten Schuko-Stecker sicher sind?

MfG

Christoph Hartmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hartmann,

als Grüne unterstützen wir die dezentrale Energiewende seit den ersten Windrädern und den ersten kleinen Solaranlagen. Ohne die Grünen wäre es nicht zu der Solarrevolution gekommen, die das Erneuerbare-Energie-Gesetz in den letzten zwanzig Jahren ausgelöst hat. Inzwischen hat sich dadurch Solarenergie zur weltweit günstigsten Stromproduktion entwickelt, auch in Deutschland sind neue Anlagen konkurrenzfähig zu neuen fossilen Kraftwerken.

Ich selbst bin auch Betreiberin zweier Balkon-PV-Anlagen. Die Installation war in der Tat mit einigen Auseinandersetzungen mit dem Netzbetreiber verbunden. Dort scheint mir auch heute noch Aufklärungs- und Durchsetzungsarbeit nötig zu sein. Eventuell ist weiterhin noch nicht bei allen Netzbetreiber angekommen, dass Balkon-PV nur Vorteile hat und aus Netzsicht zu vernachlässigen ist. Ich trete deshalb beim Thema Balkon-PV für weniger Bürokratie und mehr Unterstützung ein. Andere EU-Staaten wie die Niederlande und die Schweiz zeigen bereits, dass auch deutlich mehr installierte Balkon-PV problemlos mit einem stabilen Netz einhergeht.

Ich vertrete die Auffassung, dass mit dem Messstellenbetriebsgesetz eine Bagatellgrenze von 1kW eingezogen wurde (in Anlehnung an die von Ihnen zitierte EU-Richtlinie), denn für diese Kleinstanlagen ist dort selbst optional keine höhere Anforderung an ein Zählersystem festgelegt. Dies vertritt auch die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Die DGS hat auch belegt, dass die Nutzung eines Plug-In-Moduls auch über eine ganz normale Steckdose möglich ist. Das sehe ich genauso.

In diesem Sinne werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass alle Netzbetreiber den Stand der Technik umsetzen und so die Installation von Balkon-Kraftwerken erleichtern. Für uns Grüne ist die Energiewende zum Mitmachen zentraler Bestandteil unserer Energiepolitik und ein wichtiger Baustein für mehr Klimaschutz.

Herzliche Grüße
Julia Verlinden

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