Frage an Julia Verlinden von Lucas L. bezüglich Soziale Sicherung
Schönen guten Tag Frau Verlinden,
ich habe folgendes Problem, bei dem ich Ihren Rat bräuchte, sowie wissen möchte, was Sie dagegen machen möchten.
Zur Situation: Ich heiße Lucas und bin 19 Jahre alt. Mit 17 Jahren bin ich mit Hilfe des Jugendamtes von Zuhause ausgezogen und in eine eigene Wohnung gezogen. Ich habe Fachabitur und starte ab ende August in die Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten. Bald endet die Hilfe des Jugendamtes, wodurch auch meine Gelder enden. Die Ausbildung ist unvergütet, weshalb ich mir große Sorgen mache, wie es finanziell weitergehen soll. Bafög ist beantrage, jedoch werden die Bafög Bezüge vorn und hinten nicht reichen. Alleine die Kaltmiete (die in Lüneburg sowieso sehr hoch ist) meiner 1-Zimmerwohnung ist schon sehr hoch. Mir steht Bafög und Kindergeld zu, was für die Miete sowie Storm, Wasser usw zu wenig ist.
Können Sie mir einen Rat geben, was ich tun könnte?
Mit freundlichen Grüßen
L. L.
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Nachfrage, zu einem Thema, dass sicherlich nicht nur Sie persönlich betrifft.
Dabei möchte ich direkt am Anfang darauf hinweisen, dass ich keine Rechtsberatung bieten kann, denn ich bin keine Juristin. Ich würde daher an Ihrer Stelle auf eines der zahlreichen Beratungsangebote in Lüneburg zurückgreifen, die von der Stadt Lüneburg bzw. nicht-staatlichen Akteuren angeboten werden, und hoffe, dass sie Ihnen hilfreiche Informationen zur Verfügung stellen können.
Klar ist aber auch: Ihre Frage hat auch eine politische Dimension, mit der Sie wichtige Punkte ansprechen: nämlich Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, zwei für uns als Grüne Bundestagsfraktion wichtige Anliegen.
Ein zentrales Element, das Sie auch selbst erwähnen, ist dabei das BAföG, das im letzten Jahr durch die Große Koalition reformiert wurde. Leider war diese geplante Reform eher ein Reförmchen, so dass das BAföG bei vielen Menschen von vorne bis hinten nicht zum Leben reicht, wie wohl auch bei Ihnen.
Wir haben im letzten Jahr einige Vorschläge zur Reform des BAföGs gemacht, von denen sicherlich nicht nur Sie profitiert hätten. Leider wurden unsere zahlreichen Änderungsvorschläge von der Mehrheit im Bundestag abgelehnt.
Drei unserer zentralen Anliegen waren und sind immer noch:
Erstens: eine sofortige Erhöhung des BAföGs um mindestens 10 %, denn aktuell ist das BAföG zu niedrig, damit es seinen Zweck erfüllen kann: Junge Menschen sollen sich zu 100% auf ihre Ausbildung oder ihr Studium konzentrieren können und nicht nebenbei noch arbeiten müssen. Zudem wollen wir, dass das BAföG zukünftig regelmäßig in Abhängigkeit von der Preis- und Einkommensentwicklung erhöht wird.
Zweitens: eine vernünftige Wohnförderung im Rahmen des BAföGs. Das bedeutet für uns neben einer Erhöhung der Mittel vor allem eine regionale Staffelung, damit in manchen Regionen und Städten zukünftig nicht mehr das ganze bzw. ein Großteil des BAföGs für die Miete drauf geht.
Drittens: eine sofortige Reduktion der Schuldenobergrenze, um jungen Menschen die Angst vor hoher Verschuldung zu nehmen bzw. diese zumindest zu reduzieren. Langfristig wollen zudem wir zurück zu Vollzuschüssen, wie sie in den 1970-er Jahren der Fall waren.
Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Julia Verlinden