Frage an Julia Verlinden von Michael L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Dr Verlinden,
spiegelonline berichtete heute (14.11.19), gegen scharfe Kritik der GRÜNEN habe der Bundestag den Weg für "Nordstream 2" frei gemacht. Sie persönlich hätten kritisiert, dass "... die Koalition die Entflechtung von Produktion und Betrieb ..." konterkarierten. Könnten Sie mir freundlicherweise verständlich machen, warum Sie die besagte Entflechtung wollen und was diese mit Umwelt zu tun hätte, steht dahinter der politisch anders als umweltschützend zu bewertende Versuch, Gaslieferungen für die Ukraine technisch zu besorgen und warum lassen Sie und Ihre Partei ständig unerwähnt, dass umweltfreundlicher allemal der Bezug von Erdgas mittels Pipeline aus Russland wäre als gefracktes Gas aus USA mittels Gastanker? Jeder Gastanker bläst Schadstoffe durch seine Schornsteine, eine Pipeline ist dagegen ein abgeschlossenes System und ich habe auch noch nie gehört, dass Erdgas mit Chemie aus dem Boden geholt werden müsste wie beim Fracking.
Höflicher Hinweis: mit meiner Frage möchte ich nicht wissen, ob Sie und/oder die GRÜNEN im Vergleich zum Gas regenerativen Strom für Heizzwecke favorisieren, ich sehe überhaupt keinen Sinn in der Alternative von Heizung mit Gas einerseits und Strom andererseits, vergleichbar können nur Gase sein und elektrische Nachtspeicherheizungen wäre Stand der Technik aus den 1950-ern.
Mit freundlichem Gruß
M.Langer
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die Entflechtung des Netzbetriebs von den weiteren Tätigkeiten eines Energieversorgungsunternehmens sorgt für mehr Markttransparenz und einen diskriminierungsfreien Netzzugang. Die Monopolstellung von Unternehmen soll damit vermieden werden. Dank der Entflechtung ist auch keine Quersubventionierung zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen möglich. Dies ist aus meiner Sicht insbesondere für eine Diversifizierung wichtig, die die Marktteilnahme für kleinere und nachhaltig wirtschaftende Unternehmen erleichtert.
Mit diesem Plädoyer für die Entflechtung möchte ich allerdings keinesfalls gefracktem Gas den Weg ebnen. Ganz im Gegenteil. Wir als Grüne Bundestagfraktion sprechen uns für ein striktes Frackingverbot aus. Ebenso kritisiere ich den Ausbau fossiler Infrastrukturen. Darunter fallen sowohl die Nord Stream II Pipeline als auch etwaige LNG-Terminals zum Import von gefracktem Flüssigerdgas.
Insgesamt bin ich der Ansicht, dass wir uns aus Klimaschutzgründen rechtzeitig von fossilem Erdgas insgesamt verabschieden müssen. Stattdessen setzen wir als Grüne Bundestagsfraktion darauf, alle möglichen Energiespar- und Effizienzpotenziale zu heben und notwendige Gasanwendungen (für die derzeit noch überwiegend fossile Gase genutzt werden) schrittweise durch erneuerbare Gase zu ersetzen. Dafür muss der Ausbau erneuerbarer Energien wesentlich stärker vorangetrieben werden.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Verlinden