Frage an Julia Klöckner von Dagmar N. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Köckner,
Sie schreiben in Ihrer Antwort an Herrn Bauke
"Wir sehen die geänderten Lebensumstände als Grund, ein Gesetz zu novellieren, denn dass diese Änderung der Lebensumstände nicht realitätsfern ist, wird zum Beispiel dadurch deutlich, dass heutzutage Mehrkindfamilien zumeist von Einkindfamilien "abgelöst" werden."
Ich dachte, dass alle diese Regelungen zugunsten der Familie inklusive Krippenausbau dazu dienen sollen, den Trend zu "keinem bis einem" Kind abzumildern oder gar umzukehren? Es sollen doch statt 1,37 oder 1,4 Kindern pro Frau wieder wie in anderen Ländern 2 Kinder geboren werden? Wieso gehen Sie dann gleichzeitig davon aus, dass sich dieser Trend noch verstärken wird, und fördern die Einkindfamilie mit voll arbeitender Mutter viel stärker als die Mehrkinderfamilie mit über einen längeren Zeitraum ihre Erwerbstätigkeit aussetzender Mutter?
Könnte das mit nachstehend zitierten Zahlen zusammenhängen? Da sind wir nämlich wieder beim Geld als Grund für den Krippenausbau und nicht beim Kindeswohl.
"Das Institut der Wirtschaft sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Staat durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf Mehreinnahmen von rund 70 Milliarden Euro erzielen könne. Allein die Ausweitung der Kinderbetreuung erbringe 16 Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte. Zudem schätzt die Ministerin das Potenzial an neuen Arbeitsplätzen im Bereich familienorientierter Dienstleistungen auf bis zu 400 000. Familienpolitische Leistungen für Geringverdiener stützten außerdem den Konsum im Inland."
Mit freundlichem Gruß
D- Neubronner
Liebe Frau Neubronner,
vielen Dank für Ihre Frage. Leider kann ich Ihre Ausführungen nicht ganz teilen. Ich bin keineswegs der Meinung, dass der Krippenausbau dazu dient, den Trend zur Einkind-familie zu verstärken. Der Krippenausbau soll nicht bewirken, dass wir in Deutschland mehr Einkindfamilien bekommen, sondern, dass Müttern wieder die Möglichkeit gegeben wird, am Berufsleben teilzunehmen. Die meisten Frauen, das belegen viele Studien, möchten nach der Geburt ihres Kindes nämlich wieder in ihren Beruf einsteigen. Wenn dies nicht möglich ist, entscheiden sie sich allzu häufig gegen Kinder. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen und deshalb geht es darum, den neuen An- und Herausforderungen an junge Paare und Familien durch entsprechende Rahmenbedingungen gerecht zu werden.
Dass der Staat auch Einnahmen aus dem Krippenausbau hat, ist vielleicht ein positiver Nebeneffekt, aber keineswegs die Hauptintention für den Ausbau von Kinderkrippen. Abgesehen davon, kommen beim Ausbau nämlich auch hohe Kosten auf den Staat zu. Von den insgesamt 12 Milliarden Euro, die benötigt werden, trägt der Bund mit 4 Milliarden Euro rund ein Drittel. Die Kosten, auch für das Personal, übersteigen also bei weitem die Staatseinnahmen.
Ich denke, es ist wichtig und auch richtig, dass Eltern die Wahl haben - sich in den ersten Jahren ausschließlich ihrem Kind widmen - also zuhause bleiben - oder einen Krippenplatz in Anspruch nehmen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass ein Krippenplatz dem Kindeswohl zuwiderlaufen muss. Krippen haben durchaus ihre Vorteile, so bieten sie Kindern etwa den Kontakt mit Gleichaltrigen oder ähnlichen Alters. Dieser Kontakt mit Spielkameraden fördert das soziale Lernen ungemein. Eine Krippe kann den Kindern auch ein größeres Angebot an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten bieten als sie es zu Hause oder vielleicht bei einer Tagesmutter hätten.
Dass wir die Einkindfamilie, wie Sie sagen, viel stärker fördern als Mehrkindfamilien ist nicht richtig - das zeigt sich unter anderem am Kindergeld. Wie Sie sicherlich wissen, ist es nach der Zahl der Kinder gestaffelt und beträgt für das erste und zweite Kind monatlich 164 Euro, für das dritte Kind monatlich 170 Euro, für das vierte und jedes weitere Kind monatlich 195 Euro.
Herzliche Grüße,
Julia Klöckner