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Julia Klöckner
CDU
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Frage von Antje S. •

Frage an Julia Klöckner von Antje S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Klöckner,

ich habe die folgende Frage auch Herrn Dr. Fuchs gestellt, ihrem CDU-Kollegen aus Rheinland-Pfalz. Leider hat er die Frage bisher nicht beantwortet. Deshalb möchte ich Ihnen diese Frage stellen.

Sehr geehrte Frau Klöckner,

sind Sie für oder gegen den Bau von Großmoscheen in Deutschland?

Glauben Sie, daß der Bau von Moscheen zur Integration der Muslime in Deutschland beiträgt?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Schulz,

vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Großmoscheen in Deutschland. Die öffentliche Diskussion um Moscheen in Deutschland wird emotional und polarisiernd geführt. Sorge und Ängstlichkeiten spielen hierbei eine Rolle genauso wie die Forderung nach totaler Liberalität.

Es gibt viele Initiativen, die Neubauten islamischer Gemeinden generell ablehnen und andererseits strikte Befürworter, die vor den Problemen, die mit solchen Vorhaben einhergehen, gerne ihre Augen verschließen. Ein ausgewogenes Für und Wider in der Debatte sollte meiner Meinung nach der Ausgangspunkt bei der Planung und Realisierung solcher Projekte sein.

Zunächst einmal steht jedem Bürger das Recht auf freie Ausübung seiner Religion zu. Dazu gehört auch, dass diesem das Recht zur Einrichtung von Gebetsräumen gewährt wird. Da der Islam in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung in Deutschland gewonnen hat, ist es somit selbstverständlich, dass die in Deutschland lebenden Muslime, wie ihre christlichen Nachbarn auch, repräsentative Bauten zur Ausübung ihrer Religion haben wollen. Dies ist legitim, und ich finde es generell richtig, dass diesem Anliegen auch nachgekommen wird. Die erste Moschee auf deutschem Boden wurde übrigens bereits 1915 errichtet.

Jedoch ist des einen Freud des andern Leid, wenn man an die von Ihnen angesprochenen Großmoscheen mit teils 50 Meter hohen Minaretten denkt, bei denen - wie in den Ursprungsländern des Islams - teilweise der Muezzin zum Gebet ruft. Eine derart hartnäckige Omnipräsenz des Islams ist der nicht-islamischen Bevölkerungsmehrheit nicht zu vermitteln, zumal sie mehr an einen Machtanspruch als an Gleichberechtigung erinnert. Man darf nicht einem Teil der Bevölkerung in einer Sache soweit entgegenkommen, dass der andere Teil quasi all seine Wünsche diesbezüglich hinten anstellen muss. Denn Integration kann mit Sicherheit nicht gelingen, wenn sie einseitig erfolgt. Auch wenn man geneigt ist, von einem multikulturellen Umfeld zu sprechen, so wäre dies falsch, wenn eine fremde Kultur, die heimische auf begrenztem Raum gar verdrängt. Es muss einen fairen Ausgleich zwischen den einzelnen Interessengruppen geben. Dann kann auch Integration gelingen. Auf der anderen Seite wäre es genauso wenig korrekt, von den Muslimen zu erwarten, weiterhin in Hinterhofgebetsräumen ihren Glauben zu leben. Den Wunsch nach mehr Öffentlichkeit kann ich als gläubige Christin jedenfalls nachvollziehen und befürworten. Denn nur öffentlich wahrgenommen kann der Islam ein integrierter Teil unserer Gesellschaft werden. Für eine positive Wahrnehmung zu sorgen. ist jedoch die Aufgabe der Muslime. Diese täten also gut daran, wenn sie nicht mit teils überzogenen und unrealistischen Forderungen in der gleichen Weise polarisieren würden, wie ihre Gegner. Ich erwarte auch eine Distanzierung von gewalttätigen Aktionen im Namen des Islam, auch eine Distanzierung von Gewalt gegen Frauen, gegen so genannte Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen - diese sind nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar. Und nichts ist zu rechtfertigen, was unsere Gesetze unterlaufen möchte. Deshalb halte ich Islamunterricht in deutcher (!) Sprache für wichtig, um verstehen und nachvollziehen zu können. Wer sich gegen Transparenz wendet, hat etwas zu verbergen, und das macht mich skeptisch!

Ein gutes Miteinander ist auch mit dem Bau von Moscheen möglich - aber nicht ohne Auflagen. Grundsätzlich wünsche ich mir auch eine Offenheit für den Bau von Kirchen ind islamisch geprägten Ländern.

In diesem Sinne beste Grüße,
Julia Klöckner

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