Johannes Reineke
SPD
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Frage von Markus S. •

Frage an Johannes Reineke von Markus S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Reineke,
welche Rolle spielt Ihres Erachtens die "grüne Gentechnik" in der Landwirtschafts- und Welthandelspolitik der zukünftigen Bundesregierung und was bedeutet dies für OWL?

Antwort von
SPD

Guten Tag, sehr geehrter Herr Schrader,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die "grüne Gentechnik" rückt immer stärker in den Mittelpunkt der Politik. Viele erhoffen sich aus dieser Technologie neue Perspektiven für die Landwirtschaft. Die meisten Mitglieder meiner Partei, der SPD, sehen das im Moment eher skeptisch. Die Verbraucher akzeptieren zurzeit mehrheitlich keine gentechnisch-veränderten Produkte. Für unsere Märkte, die auf Qualitätsprodukte setzen, ist vermutlich eher die Gentechnikfreiheit der Erzeugnisse ein Pluspunkt. Diese Einschätzung wurde auch von Bundeskanzler Gerhard Schröder am vergangenen Sonntag im Fernsehduell vertreten. Auch der Kanzler, der bekanntermaßen der Gentechnik positiver gegenüber steht als viele andere Sozialdemokraten, hat sich eindeutig für klare Haftungsregeln bei der "grünen Gentechnik" geäußert.
Derzeit ist auch noch kein Umweltnutzen erkennbar. Die Gentechnik-Befürworter argumentieren häufig damit, dass bei GVO-Aussaat Pflanzenschutzmittel eingespart und so die Umwelt entlastet werden könnte. Dafür gibt es jedoch noch keine wissenschaftlichen Beweise.
Aber: dies ist schon Motivation, die Forschung aufrecht zu erhalten, um eventuelle Potenziale zu entdecken und international an der Forschung und möglichen Fortschritten beteiligt zu sein. Dafür gibt es sowohl vom BMBF wie vom BMVEL Mittel für Forschung.
So erklärt auch die SPD in ihrem Wahlmanifest, dass die Gentechnologie in Zukunft eine nicht unerhebliche Rolle spielen wird. Dort ist zu lesen:
"In den letzten zwei Jahrzehnten waren die Informationstechnologien der Motor für wirtschaftliches Wachstum. Wir wollen sie in Verbindung mit der Nano-und Opto-Technik sowie der Bio- und Gentechnologie nutzen, um bei der ökologischen Modernisierung unsere weltweite Vorreiterrolle auszubauen. Der effiziente und sparsame Umgang mit Energie und Rohstoffen sowie solare Technologien werden angesichts knapper und teurer Rohstoffe weltweit gebraucht. Sie begründen eine lange Welle von Wachstum und Innovationen, denn hier liegen wichtige Zukunftsmärkte. Deshalb wollen wir ein Bündnis für Arbeit und Umwelt."
Zusammengefasst heißt das also, dass die SPD die Forschung im Bereich der "grünen Gentechnik" weiter voran treiben will. Welche konkreten Auswirkungen dies aber auf die Landwirtschafts- und Welthandelspolitik der zukünftigen Bundesregierung haben wird, lässt sich noch nicht absehen, weil, wie oben geschildert, vieles noch erforscht werden muss.
Mit Bezug auf unsere Region OWL kann ich Ihnen mitteilen, dass sich OWL seinerzeit als Musterregion beworben hatte, jedoch keinen Zuschlag erhielt. Daher ergeben sich - nach jetzigem Stand der Dinge - zunächst keine OWL-spezifischen Auswirkungen.
Als Forschungsfelder für die "grüne Gentechnologie" werden vielmehr vor allem die großen Flächen in den neuen Bundesländern genutzt - natürlich auch, um dort neue Innovationskerne in eine eher strukturschwache Region zu bringen. So ist gerade ein Wachstumskern in Mecklenburg-Vorpommern gegründet worden.
Um Ihnen weitere Informationen zu geben, wie ein solches Forschungsprojekt abläuft, habe ich eine Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beigefügt, dass Sie untenstehend finden.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiter geholfen habe und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Johannes Reineke

BMBF fördert unternehmerisches Bündnis zur grünen Gentechnik Wachstumskern in Mecklenburg-Vorpommern erhält rund 4 Millionen Euro Wer Nutzpflanzen gentechnisch optimieren und nutzen will, der muss wissen, wie sich die gentechnischen Veränderungen in der Natur auswirken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert hierfür die Entwicklung spezifischer Analyseverfahren. Der Forschungsverbund BioOK aus Mecklenburg-Vorpommern werde in den kommenden drei Jahren rund vier Millionen Euro erhalten, teilte der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kasparick am Montag in Rostock mit. "Wir setzen im Osten auf die regionalen Stärken und die Zusammenarbeit der klugen Köpfe." Zu dem geförderten Innovationsbündnis gehören fünf Unternehmen und die Universität Rostock. Das Bündnis an der Ostseeküste will sich mit seinem Gesamtangebot zur Zulassung und Überwachung neuer agrobiotechnologischer Verfahren zum führenden Dienstleister in Europa entwickeln. In zehn Jahren wird ein Umsatz von 20 Millionen Euro angestrebt. Die Zahl der Beschäftigten soll sich auf 80 verdoppeln. Die Projektpartner entwickeln neue Analyse- und Bewertungsverfahren, um die vom europäischen und deutschen Gentechnikrecht vorgeschriebenen Risikoanalysen für gentechnisch veränderte Pflanzen zu optimieren. Der Anspruch ist hoch: Die Technik soll einfach, schnell und billig sein. Einige der Forscher setzen auf empfindliche Indikatororganismen. Zudem wollen sie den Boden mit der Massenspektronomie untersuchen. Dadurch können langjährige Anbauversuche und komplizierte Nachweisverfahren überflüssig werden. Die Vorgaben der Freisetzungsrichtlinie der Europäischen Union ließen sich leichter in der Praxis umsetzen. Das Projekt ist Teil des Förderprogramms Innovative regionale Wachstumskerne für die Neuen Länder. Dabei fördert das BMBF die wissenschaftlich-technologischen Kompetenzen einer Region und macht diese wettbewerbsfähig. Von 2003 bis 2008 stehen dafür über 140 Millionen Euro zur Verfügung.