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Johannes Kahrs
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Frage von Siegfried B. •

Frage an Johannes Kahrs von Siegfried B. bezüglich Soziale Sicherung

Lieber Parteifreund Kahrs!

Beim Spargelessen, des Seeheimer-Kreises, hast du die Teilnehmer mit dem Hinweis begrüßt: die SPD habe allen Grund auf das Erreichte Stolz zu sein!
Was ist das "Erreichte"? Als sich die SPD vor etwa 140 Jahren gründete, war einer der Gründe das Menschen von ihrem Lohn nicht leben konnten. Heute haben wir wieder dieses unerträgliche Verhältnis, das Menschen die voll arbeiten nur mit staalicher Hilfe Leben können! Sollen wir darauf stolz sein???
Ich könnte weitere Beispiele anführen!

Mit freundlichen Grüßen: S. Becker

Portrait von Johannes Kahrs
Antwort von
SPD

Lieber Siegfried,

vielen Dank für Deine E-Mail vom 28.06.2008. Meine einleitenden Worte zur SEEHEIMER Spargelfahrt bezogen sich auf die letzten 10 Jahre, in denen die SPD in der Regierungsverantwortung stand. Selbstverständlich sollte jeder Genosse auch stolz darauf sein, was die SPD in ihrer mehr als 140 jährigen Geschichte für Deutschland erreicht hat und dass man ein Teil dessen ist. Ich möchte Dir hier keinen Geschichtsvortrag zumuten, denn ich denke, auch Du wirst nicht daran zweifeln, dass Deutschland ohne eine SPD heute komplett anders aussehen würde.

So sehr der Vergleich mit der Situation der Arbeiter von vor 140 Jahren mit der der Arbeiter von heute hinkt, verstehe ich selbstverständlich worauf Du hinaus willst. Wenn ich sage, dass wir auf das Erreichte stolz sein sollten, bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass wir bereits zufrieden sind und uns zurücklehnen können. Aber es ist doch gerade die SPD, die sich noch immer vehement für einen Mindestlohn einsetzt, von dem die Menschen leben können. In einigen Teilbereichen, wie dem der Postzusteller, ist es nur auf unser Drängen hin bereits geschehen. Kündigungsschutz und gewerkschaftliche Mitbestimmung verteidigen wir auch gegen den heftigen Widerstand der Union. Aber ohne das nötige Selbstbewusstsein, das vielen Genossen zurzeit leider manchmal fehlt, werden wir in Zukunft nicht in der Lage sein den Weg Deutschlands weiter mitzubestimmen. Deshalb rate ich allen Genossen selbstbewusst aufzutreten und den Menschen zu vermitteln, dass der jetzige Aufschwung ein Erfolg der SPD ist. Die Union ist nicht willens - und die Linke meiner Meinung nach nicht fähig -, die Probleme der Niedrigverdiener seriös zu lösen. Wenn wir die Wähler davon überzeugen wollen, müssen wir auch die uns zustehenden Früchte für den Aufschwung ernten und unser Programm "stolz" vertreten.

Wenn wir auf unsere Arbeit erst stolz sein dürften, wenn alle sozialen Missstände beseitigt wären, würden vielen Genossen die Motivation und die SPD die Wahlen verlieren. Wenn es Dir nicht gelingt, stolz auf das bisher Erreichte zu sein, dann sei stolz darauf, dass wir es sind, die weiter entschlossen daran arbeiten, die sozialen Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Mit freundlichem Gruß,
Johannes Kahrs