Portrait von Johannes Kahrs
Johannes Kahrs
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Johannes Kahrs zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Michael K. •

Frage an Johannes Kahrs von Michael K. bezüglich Staat und Verwaltung

Sehr geehrter Herr Kahrs,

der Presse konnte ich kürzlich entnehmen, dass Sie ungeachet der Umzugskosten in Milliardenhöhe aus "Effizienzgründen" einen Totalumzug der restlichen Ministerien von Bonn nach Berlin fordern, wovon etwa 10.000 Beschäftigte und noch einmal rund 20.000 Familienmitglieder direkt betroffen wären (hinzu kämen dann noch die Menschen, die von einem dann ebenfalls stattfindenden Umzug noch in Bonn ansässiger Verbände und regierungsnaher Organisationen und Institutionen sowie von einem damit einhergehenden Arbeitsplatzabbau in der regionalen Wirtschaft betroffen wären).

Wie würden Sie als Hamburger Abgeordneter reagieren, wenn ein Komplettumzug des Airbus-Werkes von Hamburg z.B. nach Toulouse beschlossen würde?

Könnten Sie auch dies aus Effizienzgründen unterstützen, zumal die Airbus-Standorte - ähnlich wie der Regierungssitz - nicht das Ergebnis betriebswirtschaftlicher sondern in erster Linie politischer Entscheidungen sind?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Koehler

Portrait von Johannes Kahrs
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Köhler,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Die Pressemeldungen über meine Haltung bezüglich des Bonn-Berlin-Umzugs entsprechen der Wahrheit. Im Zuge der seit mehreren Jahren durchgeführten notwendigen Einsparungen – oftmals auch zu Lasten der Bürger – muss auch die Politik einen entsprechenden Beitrag leisten. Die Verteilung einiger Ministerien und Verwaltungen auf zwei Standorte ist kostenintensiv und uneffektiv. Im Einzelnen hätte ein vollständiger Umzug von Bonn nach Berlin folgende Vorteile: Alle derzeitigen Reisekosten sowie der bisher vorhandene Zeitverlust würden entfallen. Dies hätte langfristig erhebliche finanzielle Einsparungen zur Folge, ganz zu schweigen von der gesteigerten Effektivität, die sich bereits an kürzeren Dienstwegen zeigen würde und den sinkenden Opportunitätskosten, die sich derzeit an hohen Reibungsverlusten festmachen lassen.

Ihr Vergleich zwischen dem Bonn-Berlin-Umzug und einem theoretisch möglichen Standortwechsel der Firma Airbus ist – wenn auch auf den ersten Blick nachvollziehbar – inhaltlich nicht richtig. Die politischen Organe der Bundesrepublik Deutschland können und dürfen per se keine Partikularinteressen vertreten. Dies schließt zwar keine Debatte zwischen beispielsweise Mandatsträgern im Deutschen Bundestag über das Für und Wider eines kompletten Bonn-Berlin-Umzugs aus. Es verhindert aber, dass eine für die Mehrheit der Bevölkerung sinnvolle Entscheidung aufgrund von Partikularinteressen grundsätzlich nicht getroffen wird. Wo also ein privates Unternehmen wie Airbus in erster Linie seinen Shareholdern verpflichtet ist, muss die Regierung der Bundesrepublik Deutschland das Wohl der gesamten Bevölkerung berücksichtigen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Ihre Bedenken bezüglich eines möglichen Umzugs nachvollziehen. Schließlich habe ich auch zu den Bundestagsabgeordneten gehört, die den Umzug von Bonn nach Berlin mitgemacht haben. Schon damals gab es zahlreiche Gegner des Umzugs, die in ähnlicher Weise argumentierten wie Sie jetzt. Heute – also nur ein paar Jahre später – werden Sie aber kaum noch jemanden finden, der den damaligen Umzug von Bonn nach Berlin immer noch für falsch hält. Ich weiß, dass es im Zuge eines möglichen Umzugs zwangsläufig zu Umstellungen und Veränderungen für die Betroffenen kommen würde. Dies lässt sich allerdings nicht vermeiden. Letztlich würde aber die gesamte Bevölkerung aus bereits genannten Gründen von dieser Entscheidung profitieren.

Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie sich selbstverständlich gerne wieder an mich wenden.

Mit freundlichem Gruß
Johannes Kahrs