Frage an Johannes Kahrs von Christoph Z. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Hallo Herr Kahrs,
Als Landei interessiert mich die Landwirtschaft und die damit verbundenen Herausforderungen sehr. Als mein Abgeordneter im Bundestag: Wie stehen Sie zum Umbau der Direktzahlungen an Landwirte mit einer eventuellen Umwelt- bzw. Tierwohlprämie?
Vielen Dank für Ihre Antwort
Lg C. Z.
Sehr geehrter Herr Z.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht. Uns ist und bleibt der Tierschutz sehr wichtig.
Ich teile Ihre Frage einmal in eine europa- sowie bundespolitische Antwort, da Sie Ihre Frage sehr weitläufig formuliert haben.
Das jetzige System der europäischen Direktzahlungen (die so genannte Flächenprämie) ist ungerecht und für Tier-, Klima- und Umweltschutz nicht förderlich.
Ungerecht, weil große und flächenstarke Betriebe tausende Euros an Direktzahlungen erhalten, während kleinere und vor allem tierhaltende Betriebe eigentlich gar nicht von den Direktzahlungen profitieren.
Wir als SPD setzen uns dafür ein, dass es öffentliches Geld auch nur für öffentliche und gemeinwohlorientierte Leistungen geben soll – und nicht ausschließlich für den Besitz von (Groß-)Flächen.
Das bisherige System der „Belohnung“ für die bloße Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen und Selbstverständlichkeiten soll durch ein System der Entlohnung von Leistungen (Klima-, Umwelt- und Tierschutz) ersetzt werden.
Die Direktzahlungen müssen also dahingehend umstrukturiert werden, dass jene Landwirte profitieren, die nachhaltig, umweltbewusst und tierwohlorientiert wirtschaften.
DIESER Ansatz sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Zudem müssen wir eine Förderung für Grünlandwirtschaft, ökologischer Landwirtschaft sowie bei ertragsschwachen Böden in Angriff nehmen.
Kurzum:
Das System der europäischen Direktzahlungen muss dringend reformiert werden, da mit dem Austritt Großbritanniens weit weniger Geld im EU-Haushalt zur Verfügung stehen wird, das sollte uns allen klar sein.
Auf europäischer Ebene finden derzeit Verhandlungen zu der Neustrukturierung der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) statt. Bis wir zu einem handfesten Ergebnis kommen, wird es allerdings noch dauern, das bitte ich zu berücksichtigen.
Bezogen auf die bundespolitische Ebene haben wir als SPD Folgendes im Koalitionsvertrag durchsetzen können:
Wir werden eine Verbesserung der nationalen Nutztierstrategie sicherstellen, sodass der Tier- und Umweltschutz das gleiche qualitative Augenmerk bekommt wie beim Verkauf an der Ladentheke.
Denn tierwohlorientierte Ställe können nur in unserem Interesse liegen.
Dazu zählt beispielsweise ein Bestandsschutz von bereits genehmigten Tierhaltungsanlagen, deren Landwirte beabsichtigen, Modernisierungsmaßnahmen vorzunehmen.
Beispiel Legehennen:
- ein größeres Platzangebot
- erhöhte Sitzstangen
- qualitativ höherwertiges Futter usw.
Das alles kostet Geld.
Wir müssen hierbei also besonders bei kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetrieben Rücksicht nehmen und dürfen diese keinesfalls mit unüberwindbaren Bürokratiehürden belasten. Gerade diese Betriebe möchten wir nämlich finanziell unterstützen.
Und auch der Verbraucher soll zukünftig wissen, woran er ist:
Ein Tierwohllabel wird künftig kenntlich machen, ob das Fleisch aus besserer Tierhaltung entstammt und damit über den gesetzlichen Vorgaben der Tierhaltung liegt – einfach zu erkennen und verbraucherfreundlich.
Ob wir diese bundespolitischen Vorhaben umsetzen können, hängt allerdings noch vom Ergebnis der gerade laufenden SPD-Mitgliederbefragung ab.
Ich hoffe, Ihnen als „Landei“ mit meiner Beantwortung meiner Frage weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichem Gruß
Ihr
Johannes Kahrs