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Johannes Kahrs
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Frage von Andreas S. •

Frage an Johannes Kahrs von Andreas S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Kahrs

wie stehen sie zu dem von ihrem Parteivorstand veröffentlichten Programm "Nationaler Pakt für Bildung und Entschuldung", welches in den Medien vornehmlich als Steuerprogramm vorgestellt wurde?

Mich interesiert konkret ihe Postition zu folgenden Elementen des Programms:
- Eröhung der Einkommensteuer ab 100.000€ für Alleinverdiener von 42% auf 49
- Wiedereinführung einer Vermögenssteuer
- die beschränkung der Abgabelast auf UnternehmensGEWINNE auf 30%

Insbesonder finde ich IHRE Position zu Punkt 3 des Papiers intereassant in dem Folgender Satz steht: "Durch einen gesetzlichen Mindestlohn und auch durch höhere Tariflöhne."

sind SIE also für einen Mindestlohn in allen Branchen, Bundesweit von 8,50?

wie war ihre Position zu diesen Themen als sie von 98- 2009 mit ihrer SPD in Regierungsverantwortung waren?

mit freundlichen Grüßen

Andreas Schmid

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmid,

ich teile die Positionen des Programms. Ein Spitzensteuersatz von 49% für diejenigen, die 100.000 € oder mehr verdienen, ist in Zeiten zu hoher Staatsverschuldung und hoher finanzieller Unsicherheiten eine angemessene Beteiligung der Wohlhabenden. Das gilt ebenso für die Vermögenssteuer. Dass im Falle der Unternehmen „nur“ der Gewinn versteuert wird, ist ordnungspolitisch ratsam, um Unternehmen in schlechten Zeiten nicht zusätzlich durch Steuern zu belasten und in Gefahr zu bringen.

Die Entwicklungen auf dem Niedriglohnsektor in den letzten Jahren machen deutlich, wie wichtig ein Mindestlohn geworden ist. Die damaligen Erwartungen, ein Niedriglohnsektor würde Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten für Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose eröffnen, hat sich nur sehr begrenzt erfüllt. Stattdessen verkommt er unter der schwarz-gelben Regierung mehr und mehr zu einem eigenen, staatlich finanzierten Arbeitsmarkt. Dem will die SPD mit einem gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 8,50 € entgegenwirken.

Politische Entscheidungen sind Kinder ihrer Zeit. Der Niedriglohnsektor ist ein Beispiel dafür. Noch vor 10 Jahren hat auch niemand ernstlich darüber nachgedacht, eine Schuldenbremse in die Verfassung aufzunehmen. Das aktuelle Programm entstand dementsprechend unter dem Eindruck der allgegenwärtigen Schuldenkrise in Europa und der Rettung ganzer Banken mit deutschen Steuergeldern. Wir haben uns verpflichtet, die Schuldenbremse zu achten. Ohne zusätzliche Steuergelder wird dies schwer möglich sein und der Staat sollte diejenigen in die Pflicht nehmen, die am meisten von der Rettung der Banken profitierten und im Verhältnis bislang am wenigstens beisteuerten – Reiche, Großunternehmen und die Banken selbst. Dafür benötigen wir zusätzlich zu den bereits erwähnten Maßnahmen die Finanztransaktionssteuer und eine stärkere Regulierung des Finanzsektors.

Mit freundlichem Gruß,
Johannes Kahrs