Portrait von Johannes Kahrs
Johannes Kahrs
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Johannes Kahrs zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Peter H. •

Frage an Johannes Kahrs von Peter H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Kahrs,

hier einige Gedanken, die ich gerne teilen möchte:

Ich empfinde es als unerträglich, dass angesichts der Apokalypse in Haiti von der Bundesregierung lt. Zeitungsberichten erst 1 Million, dann 1,5 Mio und jetzt insgesamt 7,5 Millionen Euro "großzügig" als Soforthilfe zur Verfügung gestellt werden und im übrigen die moralische Unterstützung des deutschen Volkes durch Frau Merkel und Herrn Westerwelle versichert wird. Das ist beschämend !!!

Auch Angelina Jolie und Google geben lt. Zeitungsberichten jeweils 1 Million.

Vor dem Hintergrund der Soforthilfe an unsere Banken in Form von Milliarden-Zahlungen !!! aufgrund der so genannten Finanzkrise kann ich ob solcher "humanen Hilfe" nur noch entsetzt sein. - Richtig ist natürlich, dass die Menschen auf Haiti für unser System in keiner Weise systemrelevant sind .....

Dafür wird jetzt mal wieder großflächig an das Gewissen unserer Bevölkerung appeliert, doch bitte schön recht bald und ausgiebig an zig verschiedene Hilfsgruppen zu spenden .... /Wo bin ich denn?

Wo ist das THW? Wo ist die Bundeswehr ( ach ja, in Afghanistan, um unser Volk zu beschützen )? Warum sagt keiner etwas zu dem massiven Militäreinsatz der USA in Haiti?

Können Sie oder ihre Kollegen im Bundestag, sich über diesen Themenkomplex bei der Regierung um Antworten bemühen?

Portrait von Johannes Kahrs
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Horchler,

Vielen Dank für Ihre Frage.

Auch ich bin entsetzt über das Elend in Folge des Erdbebens in Haiti.

Zunächst einmal: die jetzt zugesagte Soforthilfe der Bundesregierung ist nur der erste Schritt. Wie die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean schon gezeigt hat, wird das Engagement Deutschlands, d.h. seiner verschiedenen Organisationen für technische Hilfe und Zusammenarbeit sowie für den Wiederaufbau, sich voraussichtlich über mehrere Jahre erstrecken.

Das jetzt zugesagte Geld ist erst einmal nur dazu da, die allerschlimmste Not vor Ort zu lindern. Die Situation so kurz nach dem verheerenden Erdbeben ist so, dass noch gar nicht richtig klar ist, wo das Geld am Sinnvollsten eingesetzt werden kann. Es laufen noch die Bergungs- und Räumungsarbeiten. Der Wiederaufbau wird erst beginnen, wenn die Situation sich einigermaßen geklärt hat. Bedenken Sie, dass nicht einmal der haitianische Präsident mehr über eine offizielle Residenz bzw. ein richtiges Büro verfügt. Das Chaos im Land kann man sich vorstellen, ebenso die Tatsache, dass Geld allein erst einmal kaum Bedeutung hat. Wenn das wirtschaftliche Leben eines Gebietes aufgrund einer Naturkatastrophe komplett zusammengebrochen ist, dann nützen rein finanzielle Mittel zunächst wenig. Daher ist der schnelle Einsatz der Streitkräfte der USA, Frankreichs und der UN zwecks Bergung, Räumung, Informationsgewinn und Aufrechterhaltung der Ordnung in Haiti derzeit ohne echte Alternative.

Im Übrigen verweise ich auf die Tatsache, dass die EU bereits 400 Millionen Euro Hilfsgelder für Haiti zugesagt hat. Daran hat Deutschland natürlich einen großen Anteil. Wichtig ist eine langfristige Hilfe. Wie gesagt - bevor einigermaßen klare Informationen und Perspektiven auf dem Tisch liegen, kann mit dem Wiederaufbau noch nicht begonnen werden.

Ich bin allerdings kein ausgewiesener Experte für Entwicklungspolitik. Sollten Sie noch weitergehende Fragen haben, möchte ich Sie auf den entwicklungspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Sascha Raabe, verweisen.

Mit freundlichen Grüßen,

Johannes Kahrs