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Johannes Kahrs
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Frage von Lina S. •

Frage an Johannes Kahrs von Lina S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kahrs,

mein Name ist Lina Schönfeld und ich bin Oberstufenschülerin des Heilwiggymnasiums.
Im Rahmen eines Projektes meines Leistungskurses Gemeinschaftskunde, zum Thema Bundestagswahl, da wir zum ersten Mal wahlberechtigt sind, führe ich eine kleine Umfrage durch.
Es geht darum, wie der Zusammenhang zwischen Wahlkampf und Wahlprognosen/ Meinungsforschungsergebnissen ist und darum, wie die Medien den Wahlkampf der Parteien beeinflussen.

Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie sich fünf Minuten Zeit nehmen könnten, um meine Fragen zu beantworten.

1. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Wahlkampf und Wahlprognosen, wenn ja, welchen?
2. Lassen Sie/ Ihre Partei sich im Wahlkampf oder beim Wahlprogramm von Prognosen beeinflussen, wenn ja/ nein, warum?
3. Erstellen Sie Ihr Wahlprogramm unter anderem auf Grundlage von Meinungsforschungsergebnissen, wenn ja/ nein, warum?
4. Sind Sie der Meinung, dass Wahlprognosen die Psyche der Wähler beeinflussen und somit auch ihr Wahlverhalten, wenn ja/ nein, warum?

Ich danke Ihnen vielmals, für die Beantwortung der Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Lina Schönfeld

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schönfeld,

vielen Dank für Ihre Fragen, die ich natürlich gerne beantworte. Wahlprognosen können für Parteien nicht mehr sein, als grobe Anhaltspunkte. Erstens haben sich Wahlprognosen in jüngster Vergangenheit nicht als sehr präzise erwiesen. Zweitens orientieren sich seriöse Parteien an langfristigen Konzepten, die ihrem jeweiligen Profil entsprechen. Prognosen sind Momentaufnahmen, die bereits morgen überholt sein können.
Inhaltlich haben Prognosen wenig Einfluss auf die Parteiprogramme. Sie können aber durchaus Einfluss auf den Stil einer Kampagne haben, wie z.B. in diesem Jahr deutlich wird. Aufgrund der guten Umfragewerte für Angela Merkel, macht die CDU/CSU einen reinen Personenwahlkampf, der politische Inhalte weitestgehend ausblendet. Die CDU/CSU spielt auf Sicherheit und konzentriert sich darauf keine Fehler zu machen, die Wählerstimmen kosten könnten. Ob das am Ende für Merkels Wunschkoalition aus CDU/CSU und FDP reicht, wage ich zu bezweifeln. Der Wahlkampf der SPD hingegen ist anders ausgerichtet. Wir stellen uns den wichtigen Fragen der Zeit und legen die Karten auf den Tisch. Wer Dinge fordert muss auch erklären, wie er diese umsetzen will. Die Sozialdemokratie bezieht klar Stellung:

- für einen Mindestlohn von 7,50 Euro,
- für erstklassige Bildung ohne Studiengebühren,
- für Klimaschutz mit sicherer Energie statt gefährlicher Atomkraft,
- für die Unterstützung von Familien,
- für eine echte Gleichstellung der Frauen,
- für ein tolerantes Land mit Vielfalt,
- für eine menschliche Gesellschaft, statt ungezügeltem Kapitalismus,
- für eine nachhaltige Steuer- und Haushaltspolitik.

Für viele Wähler sind Wahlprognosen jedoch interessanter. Gerade für Wechselwähler, die oft strategisch wählen, um eine bestimmte Koalition zu verhindern oder zu unterstützen, sind sie wichtig. Prognosen können auch Einfluss auf die Wahlbeteiligung haben. Gilt eine Parteienkonstellation ohnehin als sicher, könnte das Wähler entmutigen zu Wahl zu gehen. Sind die Prognosen knapper und wenige Stimmen könnten für den Ausgang der Wahl entscheidend sein, werden mehr Bürger wählen.

Mit freundlichem Gruß,
Johannes Kahrs