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Frage von Gerhard R. •

Frage an Johannes Kahrs von Gerhard R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Kahrs,

wenn Studienplätze in den meisten Fällen bezahlbar bleiben sollen, müssen durch Konzentration auf das Wesentliche Kosten
gesenkt werden.

Sollten in Unis nur die Studiengänge mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, die für die Allgemeinheit lebensnotwendig sind?

Sollten in anderen Fällen(Kunst, Religion)
kostendeckende Studiengebühren erhoben werden?
Die Bezahlbarkeit dieser Studiengebühren könnte erreicht werden, wenn es in Deutschland nur 1(!)
Uni für diese Bereiche gibt.

Freundliche Grüße
Gerhard Reth

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Reth,

Vielen Dank für Ihre E-Mail vom 3. September 2005. Die Bildungspolitik liegt in Deutschland im Zuständigkeitsbereich der Länder. Ausdrücklich hat dies das Bundesverfassungsgericht entschieden, indem es die Hochschulrahmengesetzgebung des Bundes für verfassungswidrig erklärte. Die Föderalismuskommission von Bundestag und Bundesrat sollte eine erweiterte Zuständigkeit des Bundes in der Hochschulbildungspolitik hervorbringen. Diese ist leider durch überzogene Forderungen der Unionsgeführten Länder gescheitert.
Ich denke dennoch, dass das Erststudium gebührenfrei bleiben muss. Studiengebühren für das Erststudium sind und bleiben sozial ungerecht und bildungspolitisch kontraproduktiv. Uns fehlt es in Deutschland bereits heute an hoch- und höchstqualifizierten Arbeitskräften. Es ist also wichtig, die Hürden für ein Studium so gering wie möglich zu halten. Eine verbesserte finanzielle Ausstattung der Universitäten würde es durch Studiengebühren nicht geben. Die Gebühren werden entweder vorbei an den Universitäten direkt an die Länder fließen oder die Gebühren gehen den Hochschulen direkt zu - und die öffentliche Hand zieht sich schrittweise aus der Förderung der Hochschulen zurück. In jedem Fall würde mit den Geldern die klammen Länderhaushalte saniert werden. Studiengebühren gibt es heute bereits in versteckter Form durch die Semesterbeiträge.

Ich halte ein breites Spektrum an Studiengängen in Deutschland für äußerst wichtig. Dazu gehören auch die von Ihnen genannten Studiengänge wie Kunst und Religion. Deutschland ist ein Land, das auch auf diese Studiengänge angewiesen ist.

Bereits heute gibt es viele Kooperationen zwischen Universitäten. Die Hamburger und Kieler Universitäten haben beispielsweise im März dieses Jahres einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Die Studierenden erhalten hierdurch die Möglichkeit an Lehrveranstaltungen und Prüfungen der jeweils anderen Universität teilzunehmen. Kosteneinsparungen und Erfahrungsaustausch sind der positive Effekt dieser Zusammenarbeit. Ich denke, dass dies ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.

Eine Reduzierung der Studiengänge von Kunst und Religion auf nur eine Universität würde die Vielfältigkeit von Forschung und Lehre einschränken – und Bildung und Wissenschaft leben von dieser Vielfalt. Ich halte es für wichtig, den jungen Menschen in Deutschland ein breites Angebot an Studiengängen zur Verfügung zu stellen.

Ich hoffe, Ihre Fragen beantwortet und Ihnen meinen Standpunkt klar gemacht zu haben. Sollten Sie darüber hinaus noch Fragen haben, können Sie sich gerne an mich wenden.

Mit freundlichem Gruß

Ihr Johannes Kahrs