Frage an Johannes Kahrs von Nevin Y. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Kahrs,
mich würde interessieren wie Sie sich für Integration einsetzen und vor allem wie Sie Integration für sich definieren. Der Hintegrgrund meiner Frage ist:
Obwohl ich seit nunmehr 32 Jahren in Hamburg lebe, hier sozialisiert wurde, deutsch besser spreche als manch ein Deutscher und sogar eingebürgert bin, werde ich immer wieder "leidvoll" von der Mehrheitsgesellschaft als "Migrantin" wahrgenommen. ich empfinde es als Reduktion und fühle mich sehr diskriminiert. Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die Mehrheitsgesellschaft integrationsfähig ist. Ich bitte Sie hierzu zu einer Stellungsnahme.
Mit freundlichen Grüßen
Nevin Yasar
Sehr geehrte Frau Yasar,
vielen Dank für Ihre Anfrage zur Integrationspolitik. Als Abgeordneter des Wahlkreises Hamburg-Mitte habe ich täglich mit Problemen, aber auch zahlreichen positiven Auswirkungen zu tun, die sich aus dem Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen ergeben.
In Deutschland leben Menschen verschiedener Herkunft, Kulturen und Religionen. Diese Realität gilt es - mit all ihren Chancen und Problemen - anzuerkennen und zu gestalten. Mit dem Zuwanderungsgesetz bekennt sich der Staat endlich zu seiner Mitverantwortung für die Integration von Zuwanderern.
Das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund bedarf jedoch auch gewisser Grundregeln. Die Grundlage unseres Zusammenlebens bildet unser verfassungsrechtlicher Wertekanon: die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Freiheit der Person, die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit und die Trennung von Kirche und Staat. Basis für ein friedvolles Miteinander ist die auch von Zuwanderern empfundene Zugehörigkeit zu unserer verfassungsrechtlichen Werteordnung.
Maßgeblich für den Integrationsprozess sind die Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben, die Vermittlung der deutschen Sprache für den Einstieg in Bildung und Beruf sowie der interreligiöse Dialog. Grundbedingung ist die kategorische Absage an extremistische Bestrebungen. Für eine gelungene Integration und ein friedvolles Zusammenwirken sind alle Ebenen des Staates in Bund und Ländern sowie die Zivilgesellschaft gefordert.
Wie Sie sehen, bin ich eindeutig der Meinung, dass unsere Gesellschaft integrationsfähig ist. Allerdings fordert die Integration auch die aktive Mitarbeit und Bemühung der Menschen aus anderen Ländern, die in Deutschland leben wollen.
Sollten Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gerne an mich wenden.
Mit freundlichem Gruß´
Ihr Johannes Kahrs