Sehr geehrter Herr Becher, welche Meinung haben sie von der WM in Katar? Sollte diese Ihres Erachtens nach boykottiert werden?
Sehr geehrter Herr B.,
herzliche Dank für die Frage. Als Abgeordneter im Landtag bin ich nicht unmittelbar zuständig, aber eine Meinung habe ich und die kann ich hier auch gerne darstellen.
Der Sündenfall war die Vergabe der FIFA-WM an Katar im Jahr 2010 mit all seinen Begleitumständen. Auch damals war die Menschenrechtssituation bereits bekannt. Auch damals war klar, dass ein Land wie Katar nicht im Ansatz so große Stadien benötigt. Die Verbindung mit den Taliban kommt dazu. Es gibt aus meiner Sicht kaum einen vernünftigen Grund, warum man diese Fußball-Weltmeisterschaft in Katar abhalten sollte. Außer es geht um`s Geld und als Liebhaber des Fußballsports habe ich zunehmend den Eindruck, dass es insbesondere der FIFA hauptsächlich oder nahezu ausschließlich um`s Geschäft geht.
Ein Boykott der WM wäre aus den oben genannten und weiteren Gründen durchaus nachvollziehbar. Was dagegen spricht? Es käme jetzt sehr spät (schließlich spielen wir ja schon bei der Quali mit) und es bräuchte eine konzertierte Aktion über eine Vielzahl an Nationen. Das sehe ich derzeit nicht. Ob es für die Menschen vor Ort eine positive Wirkung erzielen würde, halte ich zudem für fraglich.
Die bessere Alternative wäre aus meiner Sicht, wenn die Mannschaften und Spieler die WM als Plattform zu nutzen, um die ganze Welt auf die Probleme in Katar aufmerksam zu machen. Hier ist Kreativität und Courage gefragt, denn die FIFA wird das sicherlich verhindern wollen.
Es darf jedenfalls keine WM werden, wie jede Andere. Ansonsten beteiligen wir uns im Grunde am Marketing eines Landes, welches wir als westliche Wertegemeinschaft sicherlich nicht unterstützen sollten. Genau das muss sich auch der FC Bayern bezüglich dem Sponsoring fragen lassen und ich habe das interessiert verfolgt, dass es deutliche und kritische Stimmen aus den Reihen der Mitglieder gibt. Gut so. Ich hoffe sehr, dass die WM in Katar noch viel lautere und deutliche Stimmen der Kritik hervorruft. Nicht nur bei uns, sondern weltweit.
Viele Grüße
Johannes Becher