Frage an Johann-Henrich Krummacher von Tim P. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Abgeordneter Krummacher,
als engagierter Kommunalpolitiker und lutherischer Christ verfolge ich seit einiger Zeit mit Skepsis das Aufkommen radikalcharismatischer Gemeinden in userem Land. In Stuttgart ist diese Richtung mit der BGG vertreten.
Neben positiven Berichten gibt es auch negative Berichte früherer Mitglieder, die bis zur Behauptung reichen, daß Mitglieder in die Psychartrie mußten (vgl. http://www.cleansed.de/gmstory0906a.php ). Dieses korreliert mit der theologischen Kritik des EZW-Chefs, Pastor Dr. Reinhard Hempelmann (vgl. Licht und Schatten des Erweckungschristentums, Ausprägungen und Herausforderungen pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit, Stuttgart 1998, S.73-75) , und der würrtembergischen Weltanschauungsbeauftragten, Pfarrerin Annette Kick (vgl. http://www.gemeindedienst.info/weltanschauung/texte/bgg.htm ). Es entspricht im übrigen auch den Erfahrungen aus anderen Gemeinden, die die "Wort-des-Glaubens"-Theologie verteten (vgl. http://www.religio.de/dialog/195/195s18.html ).
Dennoch wird die BGG von Seiten der Stadt Stuttgart - sicherlich in Unkenntnis der theologischen Sachverhalte - ideell (Besuch des OB) und materiell (Unterstützung der diakonischen Arbeit der BGG) gefördert.
Wie stehen Sie als Theologe und Abgeordneter des Wahlkreises Stuttgart dazu?
Diese Frage gehört sicherlich nicht zu Ihren originären Aufgaben als Abgeordneter, aber vielleicht könnte eine Stellungnahme von Ihnen ja helfen, in der Stutgarter Kommunalpolitik eine Diskussion hierüber zu beginnen.
Mit freundlichen Grüßen.
Tim Petersen
Sehr geehrter Herr Petersen,
vielen Dank für Ihre Anfrage über die Seite "abgeordnetenwatch". Wie in meinem Brief an Sie zu eben diesem Thema kann ich Ihnen auch hier nur versichern, dass Ihre Bedenken gut nachvollziehbar sind. Gerade weil ich aus Überzeugung evangelischer Theologe bin, beobachte ich die Entwicklung diverser evangelikaler Gruppierungen ebenfalls mit Sorge. Die Vereinbarkeit von Glaube und Vernunft war immer auch ein christliches Anliegen. Dies sollte nicht durch Praktiken überlagert werden, die teilweise an organisierte Gruppenpsychosen erinnern.
Insofern ist ein hohes Maß an Wachsamkeit und eine kritische Distanz gegenüber evangelikalen Gruppen mehr als angemessen. Wie genau sich die Kontakte der Stadt Stuttgart zu der von Ihnen genannten Biblischen Glaubens Gemeinde (BGG) gestalten kann ich im Einzelnen nicht sagen. Allerdings haben die Vertreter der Stadt Stuttgart auf diesem Gebiet ein umfangreiches gesellschaftspolitisches Wissen sowie ein sehr gutes Gespür. Mit Ihnen treffe ich mich regelmäßig zum Meinungsaustausch, und insofern kann dieses Thema gerne einmal ansprechen. Gleichzeitig darf man die einzelnen Mitglieder -- die meines Erachtens letztlich auf der Suche nach seelischem Halt sind -- aber auch nicht vom gesellschaftlichen Dialog ausschließen. Ich bin sicher, dass uns beides gelingen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Jo Krummacher