Frage an Johann-Henrich Krummacher von Matthias S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Krummacher,
der Presse entnehme ich, dass Anfang 2007 die "Rente mit 67" beschlossen werden soll. Ich halte diese Entwicklung für höchst problematisch. Gemessen an der realen Entwicklung (keine Chance auf dem Arbeitsmarkt ab 50 Jahre) halte ich dies für sehr problematisch.
Ich bitte Sie bei der entsprechenden Abstimmung zu widersprechen und darauf hinzuwirken, die Chancen älterer ArbeitnehmerInnen zu verbessern, ggf. gesetzliche Vorgaben zu befördern, die eine "Altersquote" in Betrieben umsetzen.
Die heute diskutierte Rente 67 führt zu einer reinen Renten(anspruchs)kürzung und sollte entschieden abgelehnt werden.
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Sehr geehrter Herr Schmid,
vielen Dank für Ihre Mail vom 09.Dezember zum Thema Rentenversicherung. Ich habe Ihre Eingabe mit Herrn Krummacher besprochen und er hat mich gebeten, Ihnen in seinem Namen zu antworten.
Zunächst weist Herr Krummacher darauf hin, dass angesichts der enormen Herausforderungen des demographischen Wandels eine Erhöhung des Renteneintrittsalters zur Stabilisierung unseres Rentensystems unumgänglich ist. Bitte machen Sie sich deutlich: Im Jahr 1960 zahlte die Rentenversicherung einem Rentner durchschnittlich 10 Jahre lang Altersgeld, derzeit sind es siebzehn Jahre, und im Jahr 2030 werden es zwanzig Jahre sein. Gleichzeitig ist unsere Geburtenrate in diesem Zeitraum drastisch gesunken. Insgesamt droht die Finanzierbarkeit des Systems an sich längst an ihre Grenzen zu stoßen. Dies wird nur deshalb nicht unmittelbar ersichtlich, weil eine enorme Quersubventionierung seitens des "normalen" Bundeshaushalts erfolgt (als Anmerkung: schon heute fließt fast die Hälfte des Bundeshaushalts - nahezu 135 Milliarden Euro jährlich - in den Bereich "Arbeit und Soziales").
Darüber hinaus sprechen Sie zu Recht die hohe Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an. Auch wir halten dies für besorgniserregend. Mit der Initiative "50plus" der Koalition sollen Arbeitgebern Anreize gegeben werden, vermehrt ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzustellen. Nach Meinung von Herrn Krummacher ist zur Lösung des Problems aber auch ein generelles Umdenken notwendig: ältere Menschen besitzen viele Erfahrung und damit Fähigkeiten, von denen wir alle profitieren können. Viele Unternehmer sind inzwischen derselben Ansicht, und langfristig werden wir - ich verweise abermals auf die oben bereits angesprochene demographische Entwicklung - auf die Fähigkeiten unserer älteren Mitmenschen nicht verzichten können. Denn "Arbeit" oder die Zahl der "Arbeitsplätze" ist nicht das Ergebnis eines bestimmten volkswirtschaftlichen Prozesses, und "Arbeit" ist auch keine feste Größe, die man auf die Zahl der Arbeitssuchenden aufteilen kann. Vielmehr sind Arbeitkraft und Wissen entscheidende Produktionsfaktoren, und wir werden unseren Wohlstand nur halten können, wenn wir alle "mit anpacken".
Abschließend danke ich Ihnen im Namen von Herrn Krummacher nochmals für Ihre Zuschrift
und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Christian Wachutka