Frage an Jörn König von Lars S. bezüglich Finanzen

? Ist Ihnen bekannt, dass das Privileg, Giralgeld zu erzeugen, weder in
europa?ischen noch in deutschen Rechtsvorschriften explizit erwa?hnt und geregelt wird?

1. Mir ist der Prozess der Giralgeldschöpfung bekannt. (www.finanzwissen.de ; Schauen Sie mal ins Impressum ;-))
2. Dass es dazu keine rechtliche Grundlage geben soll, ist mir nicht bekannt.

? Ist Ihnen der Vorschlag der Vollgeldreform bekannt, demzufolge neues
Geld nur noch durch die Zentralbanken als unabha?ngige vierte Staatsgewalt (die Monetative) in Umlauf gebracht werden soll?

Der Vorschlag ist mir bekannt. Es könnte eine Möglichkeit sein, zu "besserem Geld" zu kommen, aber ehrlich gesagt, bin ich skeptisch, weil die Zentralbanken ja eigentlich heute schon so etwas wie die Monetative ohne demokratische Kontrolle sind. Das Ausmaß der Giralgeldschöpfung muss begrenzt werden, und zwar so, dass dies auch Bürger ohne Wissen über das Finanzsystem kontrollieren können.

? Werden Sie sich in der na?chsten Wahlperiode im Deutschen Bundestag
dafu?r einsetzen, dass das vollsta?ndige staatliche Vorrecht auf Geldscho?pfung gesetzlich verankert wird?

Nein. Der Zugriff auf "neues Geld" wird dann für Politiker noch einfacher, denn die Demokratie hat einen Nachteil.
Man kann sich mit seiner Stimme Geld in die eigene Tasche wählen. Die Versprechungen der Politiker für einzelne Wählergruppen wird es immer geben. Um die Wählergruppe zu befriedigen, scheuen die Politiker vor langfristiger Verschuldung nicht zurück, da ihr eigener Zeithorizont bei nur 4 Jahren liegt (Legislaturperiode). Dann ist der Staat im Teufelskreis gefangen:

1. Die Empfänger der kreditfinanzierten Leistung haben nach einer gewissen Zeit einen Anspruch auf diese Leistung empfunden. Eine Zurücknahme würde in die Besitzstandswahrung eingreifen und vom Wähler mit dem Verlust der politischen Macht bestraft. Der Staat und die Empfänger der Leistungen nehmen sich quasi gegenseitig als Geiseln.

2. Die aufgenommenen Kredite müssen mit Zahlungen bedient werden. Über die gesamte Laufzeit betrachtet, muss der Staat mehr an die Inhaber der Staatsanleihen zahlen, als er ursprünglich in Form des Kredits eingenommen hat. Eine Senkung der Staatsausgaben oder eine Steuererhöhung, um diese Mehrausgaben zu erbringen ist politisch nicht durchsetzbar. Also wird sich neu verschuldet, um alte Kredite abzubezahlen. Dies wiederum führt zu einem wachsenden Anteil der Zinszahlung am gesamten Staatsbudget: Im Jahre 1950 mussten nur 2,7 % des Bundeshaushaltes für Zinszahlungen verwendet werden, im Jahre 1997 waren es schon 16,5 % (Quelle: Stat. Bundesamt).

3. Die Spielräume der Politiker werden also immer enger, da ein immer größerer Anteil der Staatseinnahmen für Zinsen aufgewendet werden muss.

? Ist Ihnen bekannt, dass der gro?ßte Teil des von uns verwendeten Geldes
(das Giral- geld) durch private, gewinnorientierte Banken erzeugt und in Umlauf gebracht wird und nicht wie von den meisten Menschen vermutet durch staatliche Organe und dass diese Praxis auch von der Deutschen Bundesbank so besta?tigt wird?

Ja, natürlich ist mir dies bekannt.

? Halten Sie die private Banken-Geldscho?pfung fu?r gerechtfertigt oder
sind Sie der Meinung, dass Geld nur von einer o?ffentlichen Institution erzeugt und in Umlauf gebracht werden sollte?

Das ist eine sehr gute Frage. Gerechtfertigt ist es auf keinen Fall. Aber: Staaten werden immer in so etwas wie einem wirtschaftlichem Kräftemessen untereinander stehen. Und da haben sich empirisch die Staaten mit privatem Eigentum und "Fractional Reserve Banking" durchgesetzt und ihrer Bevölkerung die besten Lebensbedingungen geboten.

Das Volk müsste erstmal auf Ihren Wissenstand gebracht werden. Dann würde ich nach Hayek für Marktgeld plädieren, da kann sich die öffentliche Geldinstitution bewähren. Meine Meinung Versuch macht kluch! Im Ernst: Ich bin weder Voll-Privatisierer noch Voll-Sozialist.
Wir brauchen erstmal Aufklärung über unser Geld und über verschiedene Geldsysteme. Danach muss man leider mal ein wenig probieren, sonst kommt man nicht zu neuen Erkenntnissen.

? Ist Ihnen bekannt, dass durch die Wiederherstellung des staatlichen
Vorrechts auf Geldscho?pfung die derzeitige Staatsverschuldung zu einem großen Teil ohne Steuererho?hungen und Sparpakete beseitigt werden ko?nnte und dass der IWF (Internationale Wa?hrungsfonds) in einer Studie aus dem Jahr 2013 besta?tigt hat, dass dies ohne Inflationsgefahr mo?glich ist?

Nein, das war mir nicht bekannt.
Die Tatsache, dass die Giralgeldschöpfung totgeschwiegen wird, ist der Skandal:

1. Ein Phänomen, das man kennt, damit kann man umgehen.

2. Eine Bank, die zuviel Geld "schöpft" und keine Sicherheiten für das geschöpfte Geld vorweist, muss Pleite gehen können.
Das war aus meiner Sicht der Fehler in der Krise 2008 (oder schon LTCM 1998). Wir wären schon lange mit der Krise durch, ähnlich wie Island, hätte man Bankenpleiten zu gelassen.

? Was halten Sie davon, das Volk selbst über die gesetzlichen Grundlagen
unseres Geldsystems abstimmen zu lassen?

100% dafür, natürlich. Schön wäre es, wenn alle vorher so Bescheid wüssten wie Sie.

? Ist die Wiedereinführung der Nationalwährung als
Komplementärwährung der Euro- (GIIPS-) länder eine Lösung für die Eurokrise ((Vorschlag des Prof. Hankel)?

Das wäre ein Anfang. Wir haben heute alles politische Währungen. Über die Euro-Auflösung muss verhandelt werden. Was genau dabei heraus kommt, kann niemand vorher sagen.

? Was halten Sie davon, das Volk selbst über die gesetzlichen Grundlagen
unseres Geldsystems abstimmen zu lassen?

100% dafür, natürlich. Schön wäre es, wenn alle vorher so Bescheid wüssten wie Sie.

? Sollte es Volksbegehren und Volksentscheide auch für bundespolitische
Fragen geben?

Ja, natürlich. Schauen sie auf mein Wahlplakat: "Demokratie: Einfach mal das Volk fragen."