Frage an Jörn Domeier von Silke M. bezüglich Gesundheit
Guten Tag Herr Domeier,
seit einigen Jahren nehmen wir in unserer Familie Kinder auf, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bei Ihren Herkunftseltern leben können. Wir sind eine so genannte FBB Stelle. Die Kinder bleiben bis zur Perspektivklärung , manchmal 2 - 3 Jahre bei uns. In aller Regel haben die Eltern ein Besuchsrecht, etwa 3x pro Woche. Wir bemühen uns um eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern, oft schwierig bei Menschen, die zum Beispiel Alkohol oder Drogenabhängige sind oder einfach nicht gewohnt, sich an familiäre Regeln und Strukturen anzupassen.
Seit Monaten habe ich mich nun darum bemüht für die Gemeinschaft der FBB Eltern eine höhere Impfpriorisierung zu erreichen, uns aber auch die uns anvertrauten Kinder in jeder Weise vor Ansteckung zu schützen indem z. B. die Herkunftseltern verpflichtet werden sich vor dem Besuchskontakt testen zu lassen, beim Besuch in unserem Haushalt Masken zu tragen usw. Emails an den Gesundheitsminister, die niedersächsische Gesundheitsministerin, Sozialdezernenten usf brachten keinen Erfolg. Wir müssen uns testen lassen wenn wir zum Friseur wollen, anschließend lassen wir Menschen in unser Haus, von denen wir nicht wissen, welche Kontakte sie gerade hatten und wie und ob sie Hygieneregeln einhalten. Tatsächlich sind bereits 2 Pflegeväter an den Folgen einer Coviderkrankung verstorben, angesteckt durch ihre Pflegekinder.
Können Sie mir sagen mit welchem Recht die politischen Entscheidungen so ausfallen, dass wir als Pflegeeltern aus den Schutzmaßnahmen heraus genommen werden, erst nach langem Kampf in die Priorisierungsgruppe 3 aufgenommen wurden und bis heute die Herkunftseltern keine Testpflicht haben. Gerade jetzt ist es so wichtig, diesen vernachlässigten und gequälten Kindern Wärme, Liebe , Vertrauen und all das zu geben, was sie bisher vermissen mussten. Warum verwehrt man uns jetzt das Recht unsere Gesundheit und die unserer Familien zu schützen?
Silke Mävers
(Dipl.Soz.päd.FBB-Stelle)
Sehr geehrte Frau Mävers!
Vielen Dank für Ihr Schreiben und die Info, dass auch sie die Pflegeeltern als prioritär zu impfen ansehen. Mit dem von Ihnen genannten Hintergrund ist das auch ein verständliches Anliegen. Ich habe dazu auch ebenfalls verständliche Hinweise von über 25 weiteren Berufsgruppen, die ganz ähnlich deutlich darlegen, warum die Priorisierung für sie ganz anders sein sollte.
Da ich privat für einige Jahre einmal Notfallpflegestelle war kann ich auch ganz pers. Ihr Anliegen nachvollziehen.
Eine Priorisierung musste erfolgen, da das Impfmaterial nicht genügend vorhanden gewesen ist. Hier hoffe ich sehr, dass das Bestellverhalten aus Europa und des Bundes kritisch überarbeitet wird. Wer dann wann und in welcher Gruppe geimpft wird, das hat die Politik nach Rückspracht der STIKO und aus ethischen Gründen festgelegt. Oder wie sagte mir jemand, er könnte mir auch sagen, warum eine andere Gruppe nicht geimpft werden sollte. Aber an dieser Frage möchte ich nicht gehen, ich wünsche mir für Sie, für mich und für uns alle, dass wir so schnell als möglich ein Impfangebot bekommen. Als Mitglied im Ausschuss zur Bewältigung der Pandemie (Corona-Ausschuss) werde ich Ihre Frage aber mitnehmen und mir nochmal erklären lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörn Domeier
Mitglied des Niedersächsischen Landtages