Was ist Ihre Meinung zur Freiheit für Kurdistan?
Sehr geehrter Herr Alahmad,
das kurdische Volk gehört (neben den Palästinensern) zu den am meisten unterdrückten Völkern der Welt. Nach dem I. Weltkrieg wurden die kurdischen Gebiete durch die französischen und englischen Imperialisten auf verschiedene Länder aufgeteilt, vor allem Iran, Irak, Syrien und die Türkei (Sykes-Picot-Abkommen). Dem kurdischen Volk wurde und wird die Selbstbestimmung verweigert.
Kaum jemand weiß, dass heute rund eine Million Menschen mit kurdischen Wurzeln in Deutschland leben. Sie kommen - oft als Flüchtlinge aus Syrien, der Türkei, dem Irak und Iran. Manche sind auch staatenlos, weil das syrische Assad-Regime in den 1960er-Jahren vielen kurdischstämmigen Syrern einfach die Pässe weg genommen hat. In der Türkei war lange die kurdische Sprache verboten und auch in den anderen Ländern wird ihre Kultur unterdrückt.
Gleichzeitig ist die deutsche Bundesregierung enger NATO-Verbündeter der Türkei. Deutsche Waffen waren und sind beteiligt an den militärischen Überfällen und Besatzungen des türkischen Faschismus in Syrien und dem Nord-Irak und dem Krieg in den kurdischen Gebiete in der Türkei. Die faschistische türkische Organisation MHP (Graue Wölfe) sät Zwietracht in den deutschen Betrieben, wo Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Türkei, Kurdistan, Deutschland und vielen anderen Ländern zusammenhalten müssen.
Das kurdische Volk kämpft vorbildlich um seine Freiheit. Es waren vor allem die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer der YPG/YPJ und der PKK, die den IS in Syrien besiegt haben. Im Irak haben die Peschmerga heldenhaft gegen das Regime von Saddam Hussein gekämpft. Bei dem Giftgaseinsatz 1988 im nordirakisch-kurdischen Halabja durch die irakische Luftwaffe starben bis zu 5000 Menschen. Circa 60 Prozent der irakischen Giftgasproduktion erfolgte mit deutscher Technik. (Siehe Rote Fahne 10/2017)
Das alles sind gute Gründe, dieses Thema im Wahlkampf anzusprechen, wie mit unserem Plakat Freiheit für Kurdistan - Azadi bo Kurdistan! Meine Partei, die MLPD, fordert die Aufhebung des Verbots der PKK und ein Ende der Kriminalisierung kurdischer Organisationen in Deutschland. Wir fordern, dass Deutschland die diplomatischen Beziehungen zum Erdogan-Faschismus abbricht. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung türkische und kurdische Aktivisten gegen das Erdogan-Regime als Terroristen behandelt und zum türkischen Staatsterror schweigt.
Die MLPD ist uneingeschränkt solidarisch mit dem kurdischen Freiheitskampf. Gleichzeitig fordern wir alle kurdischen Menschen, die in Deutschland leben, auf, sich auch am Klassenkampf in Deutschland zu beteiligen. Wir sind Internationalisten und jeder fortschrittliche und revolutionäre Kampf - egal in welchem Land nützt auch den anderen Ländern. Diese Gemeinsamkeit wollen wir noch mehr bewusst machen.
mit solidarischen Grüßen
Jörg Weidemann