Nur ein Ziel? Zu dem Artikel über Dich in der Chemnitzer Morgenpost
Lieber Jörg Weidemann,
laut Chemnitzer Morgenpost vom 10. August www.pressreader.com/germany/chemnitzer-morgenpost/20210810/281633898296381 hast Du in Deinem Wahlkampf nur ein Ziel:
„Chemnitz soll wieder Karl-Marx-Stadt heißen!“
Stimmt das wirklich, oder hast Du nicht noch mehr Ziele? In der für Dich gebildeten Wählerinitiative wurde diskutiert: Viele Chemnitzer halten viel von Karl Marx. Sein Denkmal, oft „Nischel“ genannt, ist Teil der Stadtreklame. Es ist richtig, sich heute viel mehr mit Karl Marx zu beschäftigen. Aber eine Rückbenennung der Stadt nach einer Person ist für die Mehrheit der Chemnitzer kein Anliegen.
Viele Grüße
Josef Lutz
Hallo Josef Lutz,
danke für diese Frage. Den vollständigen Artikel aus der Morgenpost kann man übrigens ohne Registrierung hier lesen. Dass die Rückbenennung der Stadt Chemnitz "mein einziges Ziel" sei, ist natürlich Unsinn - geschuldet der etwas reißerischen Art der MoPo. Im Artikel selbst heißt es dazu dann korrekt: "Wir sollten in der Stadt eine Debatte darum führen, ob wir den alten Namen nicht wiederbeleben."
Sicher ist eine Umbenennung der Stadt heute kein vorrangiges Thema oder gar Bedürfnis der Werktätigen in Chemnitz. Notwendig ist aber die Debatte um gesellschaftliche Perspektiven jenseits des Kapitalismus. Und da sind wir bei Karl Marx genau richtig. Es ist eine Schande, dass der Nischel (das große Marx Denkmal in Chemnitz) aktuell nicht nur dreckig, sondern auch überhaupt nicht ausgeschildert ist. Schämt sich die Stadtspitze seiner?
Zudem haben mir Chemnitzer berichtet, dass dort immer wieder rechte oder faschistische Aufmärsche und Kundgebungen genehmigt würden. Das kann man schon mit Recht als "Störung der Totenruhe" bezeichnen. Im entsprechenden Straf-Paragraph 168 heißt es u.a. "Ebenso wird bestraft, wer eine Aufbahrungsstätte, Beisetzungsstätte oder öffentliche Totengedenkstätte zerstört oder beschädigt oder wer dort beschimpfenden Unfug verübt."
Eine wachsende Zahl von Menschen wünscht sich eine grundlegende Veränderung des Kapitalismus. Aber der Antikommunismus (in Deutschland schon fast eine Staatsreligion) verhindert, dass sich bisher wieder mehr Menschen dem Sozialismus/Kommunismus zuwenden.
Hier gab es übrigens noch eine weitere Ungenauigkeit des MoPo-Artikels: Ich habe sicher nicht gesagt, ich "träume" von einer Weltrevolution. Worum es mir ging: eine internationale, sozialistische Revolution muss gut vorbereitet sein. Ohne starke revolutionäre Partei kann eine revolutionäre Situation (die wir heute noch nicht haben) auch verpasst werden oder im Chaos enden.
Weitere Ziele meiner Kandidatur sind u.a. in einem 4-minütigen Video-Interview des MDR auf seinem Kandidatencheck dargelegt. Und meine Kandidatur bezieht sich ja auch auf das Internationalistische Bündnis. Teile dieses Zusammenschluss von über 40 Organisationen und Zehntausenden Einzelpersonen kandidiert bundesweit als Internationalistische Liste / MLPD (Liste 14). Deren Wahlprogramm fühle ich mich auch verpflichtet. Es kann hier nachgelesen werden.
mit solidarischen Grüßen und der Hoffnung deine Frage beantwortet zu haben.
Jörg Weidemann