Frage an Jörg-Uwe Hahn von Julia von Seiche / Vorsitzende AKIK e. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Hahn,
Im Sommer 2008 veröffentlichte die Forschungsgruppe der Parität/Berlin einen Bericht zur Gesundheitsarmut von Kindern in Deutschland. Anhand öffentlich zugänglicher Daten wurde dem fatalen Zusammenhang zwischen Familienarmut und erhöhtem Erkrankungsrisiko der Kinder die medizinische Versorgungssituation von Kindern gegenüber gestellt. Vor diesem Hintergrund haben wir drei „Gretchenfragen“ an Sie. Auf Ihre Antworten werden wir auf unserer Homepage hinweisen.
1. Was gedenken Sie gegen die Unterversorgung mit niedergelassenen Kinderärzten, speziell in der nordhessischen Region zu tun?
2. Was gedenken Sie gegen die erhebliche Unterversorgung mit Akutbetten in der Kinderheilkunde im nordöstlichen und süd/südwestlichen Hessen zu tun?
3. Ohne sich auf geteilte föderalistische Zuständigkeiten herauszureden: in welchem Zeitrahmen gedenken Sie, entsprechend aktiv zu werden und wie gedenken Sie, hier Patienten- und Elternorganisationen mit einzubinden ?
1. Was gedenken Sie gegen die Unterversorgung mit niedergelassenen Kinderärzten, speziell in der nordhessischen Region zu tun?
Die FDP will die ambulante pädiatrische medizinische Versorgung in der Fläche unbedingt erhalten bzw. wieder herstellen. Der Versorgungsauftrag und damit auch die Planung als Selbstverwaltungsangelegenheit liegen zunächst aber bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Wir Liberale setzen uns dafür ein, dass neben den von uns als Landespolitik nicht direkt zu beeinflussenden Rahmenbedingungen des Bundes Hessen seine Hausaufgaben macht, die dazu führen, dass unsere ambulant arbeitenden Ärzte keine Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Bundesländern haben. Dazu gehört zunächst eine Neuregelung hinsichtlich der Bemessung der EHV, die in der jetzigen Form keinen nachhaltigen Bestand haben wird und damit eine unnötige Belastung darstellt.
2. Was gedenken Sie gegen die erhebliche Unterversorgung mit Akutbetten in der Kinderheilkunde im nordöstlichen und süd/südwestlichen Hessen zu tun?
Festzustellen ist, dass pädiatrische Abteilugen Fachabteilugen für "kleine Patienten" sind, aber normalerweise - bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. die Kinderonkologie an der Frankfurter Uniklinik - alle Krankheitsbilder behandeln. Die speziell auf Kinder abgestimmte Ansprache und die Betreuungsansprüche von Kinderpatienten erfordern aber einen enorm hohen personellen Aufwand sowohl in der Pflege als auch im ärztlichen Bereich. Die Fallpauschalenberechung (DRG) differenziert jedoch nicht zwischen Kindern und Erwachsenen, was dazu führt, dass Krankenhäuser die Bettenzahl verringern bzw. die Kinder nach nur sehr kurzer Verweildauer von im Schnitt 3,4 Tagen wieder nach Hause entlassen.
Ein Ansatz wäre es also eine Anpassung der Fallpauschalen für Kinder einzuführen. Auch eine bessere Vernetzung der ambulanten und der stationären Versorgung ist sinnvoll. Wenn z.B. ein niedergelassener Kinderarzt auf Kinderallergologie spezialisiert ist, ist es sinnvoll Kinder mit Allergien dort behandeln zu lassen statt stationär aufzunehmen.
3. Ohne sich auf geteilte föderalistische Zuständigkeiten herauszureden:
in welchem Zeitrahmen gedenken Sie, entsprechend aktiv zu werden und wie gedenken Sie, hier Patienten- und Elternorganisationen mit einzubinden?
Wir haben bereits einen Masterplan zur ambulanten Versorgung in Hessen in der Feinabstimmung, den wir im Falle einer Regierungsbeteiligung schnell in die Tat umsetzen wollen. Die Implementierung könnte Mitte nächsten Jahres beginnen, erste Resultate sind dann für den Herbst bzw. langfristig zu erwarten. Ohne an dieser Stelle zuviel zu verraten: Es handelt sich um einen sehr umfassenden, nachhaltigen Entwurf, der viele Institutionen mit in die Pflicht nimmt.