Jochen Partsch
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sabine C. •

Frage an Jochen Partsch von Sabine C. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Partsch,
was ist Ihre Meinung zu allgemeinen Studiengebühren bzw. Langzeitstudiengebühren?

Liebe Grüße
sc

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Sabine Crook,

das Erststudium bis hin zu Diplom, Magister oder Master muss gebührenfrei bleiben. Das schließt m.E. auch die Ablehnug sogenannter Langzeitstudiengebühren mit ein. Langzeitstudierende müssen zumeist mit erheblichem Aufwand für ihren Unterhalt zusätzlich arbeiten, was die Studiendauer natürlich in die Länge zieht. Andere Ursachen können in Familiengründung und Leben mit Kindern liegen. Die Einführung von Studiengebühren (auch von Langzeitstudiengebühren) wird dieser zumeist sozial verursachten Problemlage nicht gerecht. Im Gegenteil: sie würde die Auslese und die schlechteren Zugangsbedingungen für Benachteiligte noch verstärken. Kurz gesagt: Die Kinder reicher Eltern müssen die Gebühren nicht fürchten und sie haben über finanzielle Unterstützung im Regelfall mehr Zeit, sich auf das Studium zu konzentrieren, also auch schneller abzuschließen. Aus Gesprächen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, aus meiner Mitarbeit an der Fachhochschule Darmstadt und auch aus meiner eigenen Studienzeit kann ich es auch einschätzen, wie die doppelten und manchmal dreifachen Belastungen schon ohne Studiengebühren wirken. Daher ganz klar: Keine Studiengebühren für das Erststudium. Sie verschärfen soziale Ungleichheiten und sie tragen dazu bei, dass noch weniger Menschen in Deutschland studieren. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten ist Deutschland schon heute Schlusslicht bei der Anzahl der Studierenden. Der Zugang zu akademischer Bildung ist entscheidend für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt - er muss stärker geöffnet werden - das ist dann schon wieder ein weiteres Thema, aber darum geht es - nicht um Einschränkungen. Das tut den Studierenden, aber auch der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft nicht gut.

Herzliche Grüße aus der Wissenschaftsstadt Darmstadt

Jochen Partsch