Frage an Joachim Pfeiffer von Werner K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Dr. Pfeiffer,
die Honigbienen sterben in Baden, Bayern, Sachsen, Schleswig-Holstein - deutschlandweit werden die Bienen schwächer und schwächer. Die Imker haben eine Verbindung zu Pestiziden aufgezeigt, dort vor allem Neonikotinoide.
In Frankreich, Slowenien, Italien und anderen Ländern ist ebenfalls eine direkte Verbindung zu Pestiziden herzustellen.
Die Imker sind sicher, daß die heutigen Zulassungsverfahren nicht mehr zeitgemäß sind und viel zu viele Pestizide freigegeben werden, die augenscheinlich umweltschädlich sind. Es besteht unmittelbare Gefahr für den Naturhaushalt. Die Folgen für die Lebensmittelsicherheit und dem Schutz des Verbrauchers sind noch gar nicht abzusehen. Der Wirkstoff Clothianidin wurde in der Schweiz im Salat aus Italien nachgewiesen.
Meine Frage an Sie - was können Sie für uns tun, um den Schutz der Honigbiene, den Schutz des Naturhaushaltes, Schutz der Lebensmittelsicherheit und den Schutz des Verbrauchers zu verbessern?
Viele Grüße und Danke im voraus,
Werner Kugler
Sehr geehrter Herr Kugler,
das Thema Bienensterben wurde im vergangenen Jahr auch im Agrarausschuss des Deutschen Bundestages behandelt. Die Ursache für das im Frühjahr in Süddeutschland aufgetretene Bienensterben ist inzwischen weitgehend geklärt:
Auslöser waren Partien von Insektizid-behandeltem Maissaatgut, die Qualitätsmängel in Hinsicht auf den Staubgehalt und die Abriebfestigkeit aufwiesen. Auch ist nun klar, dass es sich um ein spezifisches Problem bei Maissaatgut und der bei der Maisaussaat verwendeten Geräte handelt, das sich nicht auf andere Saaten übertragen lässt. Deshalb hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel (BVL) das im Mai 2008 vorsorglich angeordnete Ruhen der Zulassungen von Rapsbehandlungsmitteln -- unter Erteilung von Anwendungsbestimmungen -- wieder aufgehoben. Bisher nicht gelöst ist jedoch die Frage, mit welchen Managementmaßnahmen die erforderliche Sicherheit bei der Behandlung und Aussaat von Maissaatgut erreicht werden kann. Das BVL setzt sich intensiv mit diesem Problem auseinander und wird voraussichtlich im Herbst über eine fundierte Entscheidungsgrundlage für weitere Maßnahmen verfügen. Bis dahin besteht für die Mittel zur Behandlung von Maissaatgut das Ruhen der Zulassung fort.
In einer Hintergrundinformation hat das BVL den aktuellen Sachstand zusammengefasst und die Fragen beantwortet, die in der letzten Zeit häufig zu dem Thema gestellt wurden: siehe dazu
http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_491658/DE/08__PresseInfothek/01__InfosFuerPresse/01__PI__und__HGI/PSM/2008/Hintergrundinformation__BienensterbenII.html
Überdies hatte das BVL am 15. Juli zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, an der neben den Behörden BVL und JKI (Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) auch Vertreter des Deutschen Imkerbundes, des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes, der Bieneninstitute der Länder sowie Vertreter des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter, der Rapszüchter und der landwirtschaftlichen Praxis teilgenommen haben. Von den Teilnehmern wurde die Begründung für die Entscheidung des BVL, das Ruhen der Zulassungen für Rapsbehandlungsmittel aufzuheben, nachvollzogen und akzeptiert. Es wurde vereinbart, zukünftig die Zusammenarbeit zwischen den Imkern und der landwirtschaftlichen Praxis zu intensivieren und die Kommunikation auszubauen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Joachim Pfeiffer MdB