Frage an Joachim Pfeiffer von Heike L. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Dr. Pfeiffer,
Angesichts des Flüchtlingselends stelle ich mir gerade die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, alle Menschen, die ohne gültige Papiere zu uns kommen, zu einem Sozialpraktikum zu verpflichten. Es sollte ein ehrenamtliches Hospitationspraktikum sein von 1-3 Jahren Dauer, in einer sozialen Einrichtung analog zum freiwilligen sozialen Jahr - das würde den Menschen Beschäftigung bieten, klare Ansprechpersonen, Hilfe zur Integration, würde ihnen die Regelungsdichte in Deutschland klar vor Augen führen und würde diejenigen abschrecken, die in der Illusion leben, in Deutschland großes Geld verdienen zu können. Was für deutsche Jugendliche gut ist, kann für nicht-deutsche Menschen nicht schlecht sein. Es würde aufzeigen, wo wir hier einen Bedarf haben z.B. Demenzbegleitung, und es wäre kostenneutral möglich.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heike Leonhardt-Huober
Sehr geehrte Frau Dr. Leonhardt-Huober,
auch ich sehe in der Integrationsarbeit eine der wichtigsten Aufgaben im Umgang mit der aktuellen Flüchtlings- und Asylproblematik. Ein „ehrenamtliches Hospitationspraktikum“, wie Sie es beschreiben, das zum einen soziale Einrichtungen stärken soll und zum anderen der Integration von Asylbewerbern in unsere Gesellschaft dient, halte ich für grundsätzlich denkbar. Es käme jedoch nur für diejenigen in Betracht, die die nötigen Voraussetzungen im Hinblick auf Sprache, Fachkompetenz bzw. Ausbildung für die Arbeit mit Menschen, beispielsweise im Bereich der Pflege, vorweisen können.
Warum Sie ein solches Programm explizit für all diejenigen vorschlagen, die ohne gültige Papiere zu uns kommen, erschließt sich mir nicht. Vielmehr könnte es der Integration derer dienen, die einen anerkannten Asylstatus vorweisen können, was mich wieder zurück zum Anfang meiner Antwort führt. Es gilt klar zu trennen, wer politisch verfolgt ist bzw. als Kriegsflüchtling zu uns kommt und wer offenkundig nicht schutzbedürftig ist. Schutzbedürftige sind schnell zu identifizieren, als Flüchtlinge anzuerkennen und zu integrieren. Offenkundig nicht Schutzbedürftige sind abzulehnen und in ihre Heimat zurückzuführen.
In den letzten Wochen und Monaten haben mich zu diesem Thema unzählige Zuschriften erreicht, die die verschiedensten Sorgen, Ängste, Erfahrungen und Positionen hierzu widerspiegeln. All diese Briefe und E-Mails habe ich sehr aufmerksam gelesen. Leider kann ich aufgrund der Vielzahl nicht jede einzelne Eingabe individuell beantworten. Das übersteigt schlichtweg meine physischen Kapazitäten. Gerne biete ich all denen, die mir auf den verschiedensten Kanälen ihre Gedanken zu diesem Thema zukommen lassen, die Möglichkeit zum persönlichen Austausch an.
Ich lade auch Sie ganz herzlich dazu ein. Sollten Sie daran interessiert sein, kontaktieren Sie gern mein Büro.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Joachim Pfeiffer MdB