Frage an Joachim Pfeiffer von Sandra H. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Pfeiffer,
meine Frage an Sie klingt vielleicht, als ob sie von einem fünfjährigen Kind kommen würde; doch ich meine, sie ist essentiell.
Meine Frage lautet:
Warum gibt es Waffen?
NIEMAND braucht Waffen.
Ich meine damit nicht, dass auch eine Nagelschere als Waffe zweckentfremdet werden kann. Ich meine damit Dinge, die als Waffen hergestellt wurden (Definition meines Lexikons: Waffen - Sammelbezeichnung für alle Mittel, die zum Angriff auf einen Gegner [...] dienen). Von der Pistole bis zur Kriegsrakete. Waffen haben für mich keine Daseinsberechtigung.
Wie stehen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen
Sandra Henke
Sehr geehrte Frau Henke,
vielen Dank für Ihre Frage zur grundsätzlichen Daseinsberechtigung von Waffen, zu der ich gern Stellung beziehe.
Selbstverständlich würden wir alle vorziehen in einer Welt ohne Waffen zu leben. Doch eine solche Welt ist eine Utopie. Dieser Tatsache muss die Politik Rechnung tragen.
Lassen Sie mich diese Aussage anhand von drei historischen Beispielen kurz verdeutlichen:
1. Der Nationalsozialismus und die Ermordung der europäischen Juden wäre ohne den bewaffneten Eingriff der Alliierten nicht beendet worden.
2. Ohne den Einsatz von Waffen wäre auch der Massenmord durch die Roten Khmer in Kambodscha nicht gestoppt worden.
3. Ebenso konnte der Völkermord in Ruanda, dem fast eine Million Menschen zum Opfer gefallen sind, nur durch den Einsatz von Waffen beendet werden.
Diese Liste ließe sich fortführen. Deutschland hat sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht ohne Grund zum Prinzip der "wehrhaften Demokratie" bekannt, um den Fortbestand der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu sichern.
Politik muss sich mit den Realitäten auseinandersetzen. Zur Realität gehört, dass wir in keiner friedlichen Welt leben. Wir müssen uns auch in Deutschland bewusst sein, dass wir nicht von internationalen Konflikten isoliert leben. Innerhalb des bestehenden internationalen Systems sind wir, wie alle anderen Länder auch, auf Waffen angewiesen. Nichtsdestotrotz werden wir alles dafür tun, um ihren Einsatz zu verhindern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Joachim Pfeiffer
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