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Joachim Pfeiffer
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Frage von Gisela S. •

Frage an Joachim Pfeiffer von Gisela S.

Sehr geehrter Herr Dr. Pfeiffer,

die Anfrage von Jochen Spindler (21.02.2014) enthält folgende Anmerkung: "Enttäuscht hat mich die Abstimmung über den Genmaisanbau. 80% der Bevölkerung lehnen genmanipulierte Lebensmittel ab, aber unsere Abgeordnete ignorieren dies." Sie haben darauf geantwortet: "Wenn Sie mich fragen würden, ob meine Familie und ich Genmais essen, wäre die Antwort: Selbstverständlich, denn Angst ist ein schlechter Ratgeber! Die Produkte der Pflanze der Maissorte 1507 sind in der EU bereits als Lebens- und Futtermittel zugelassen und werden aus den USA, Kanada und anderen Ländern importiert, negative Auswirkungen sind bislang nicht bekannt. Ich bin der Ansicht, dass man Gentechnik nicht generell verteufeln sollte. Wir müssen natürlich ein starkes Interesse daran haben, dass auch in Zukunft sichere und gesunde Nahrungsmittel zur Verfügung stehen und auch an der Umwelt keine schädlichen Manipulationen vorgenommen werden. Die Gentechnik bietet aber große Chancen, die wir mit der gebotenen Vorsicht erforschen und nutzen sollten"

"report München" befasst sich mit dem Anbau in Brasilien, wo der Genmais 1507 schon länger gepflanzt wird. Recherchen zeigen, dass statt mehr Ertrag und weniger Pestizideinsatz die Bauern Umsatzeinbrüche erlitten und zudem mehr Spritzmittel einsetzen müssen. Zu dieser Sendung führt nachstehender LINK:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/report-muenchen/die-eu-und-der-wundermais?documentId=19764200
War bzw. ist Ihnen diese Problematik bekannt? Haben Sie die wirtschaftlichen Aspekte nicht nur der Chemieunternehmer bzw. Saatguthersteller, sondern auch der Saatgutabnehmer (Landwirte) und der damit verbundenen Abhängigkeit bei Ihrer Entscheidung berücksichtigt? Wie stellen Sie sicher, dass Sie Informationen aller am Wirtschaftskreislauf Beteiligten erhalten und somit ein breitgefächertes Wissen haben, um eine qualifizierte Entscheidung treffen zu können?

Mit freundlichen Grüßen
Gisela Siegel

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CDU

Sehr geehrte Frau Siegel,

seien Sie versichert, dass ich meine Entscheidungen grundsätzlich nach ausführlicher Abwägung aller Argumente pro und contra treffe. Und seien Sie ebenso versichert, dass die Fachkollegen meiner Fraktion dies genauso tun. Insofern ist uns natürlich das Problem der angesprochenen Resistenzbildungen bekannt. Begründet ist es aber grundsätzlich nicht im Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, sondern im schlechten Management vor Ort. So gibt es beispielsweise vor unserer Haustüre in Spanien diese Probleme beim GVO-Anbau nicht, da hier ein sehr strenges Resistenzmonitoring gilt. In Deutschland ist im Umgang mit GVO die Einhaltung strenger Vorschriften eine Selbstverständlichkeit. Entsprechende Vorgaben sollten auch in Brasilien oder in den USA eingehalten und vor allem kontrolliert werden. Da dies offenbar nicht der Fall ist, entwickeln sich Resistenzen sehr viel schneller.

Studien der brasilianischen staatlichen Agrarforschungseinrichtung EMBRAPA berichten über eine steigende Zahl von Resistenzbildungen bei Unkräutern gegenüber dem Pflanzenschutzwirkstoff Glyphosat. Resistenzbildungen infolge der übermäßigen Anwendung Glyphosat-haltiger Herbizide hätten in den vergangenen Jahren neben der Ausweitung der Ackerbauflächen mit dazu beigetragen, dass die Pflanzenschutzmittelanwendung in Brasilien gestiegen sei. Allerdings gehe man davon aus, dass stark gestiegene Glyphosatpreise ein Anreiz für viele Landwirte seien, die Anwendung wieder auf das notwendige Maß zu reduzieren.

Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind in Brasilien weit verbreitet. Die Entscheidung für oder gegen GVO-Saatgut wird von den Betriebsleitern in der Regel nach ökonomischen Gesichtspunkten getroffen. Die einfachere und kostengünstigere Handhabung von gentechnisch veränderten Sorten sei meist das ausschlaggebende Argument, so Fachkreise. Auch die deutlich stärkere staatliche Forschung in Bezug auf gentechnisch veränderte Sorten trage zur Entscheidung für diese Sorten bei.

Eine Bilanz zum Einsatz grüner Gentechnik in den USA lesen Sie unter http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/Gruene-Gentechnik-in-den-USA-zieht-gemischte-Zwischenbilanz_article1394618897.html. Nach einer Studie des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) bringt der Anbau von Bt-Pflanzen in der Regel höhere Erträge und höhere Nettogewinne für die Landwirte mit sich, vor allem bei hohem Schädlingsdruck.

Ich erlaube mir im Gegenzug einmal die Frage, ob Sie gern chinesisch Essen gehen? Schon heute werden auch in deutschen Chinarestaurants zum Beispiel Sojasprossen aus GVO-Anbau im Essen verarbeitet (und natürlich auch gekennzeichnet). Darüber hinaus wird seit Jahren ein Großteil der Kühe mit GVO-Soja gefüttert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Joachim Pfeiffer MdB