Frage an Joachim Pfeiffer von Tobias S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Pfeiffer,
Greenpeace hat heute in Kooperation mit Desertec eine Studie zu den Potentialen von Strom aus Solarkraftwerken in Wüstenregionen (CSP - Concentrated Solar Power) veröffentlicht: http://tinyurl.com/rce87w
Aus der Studie geht hervor, dass bei einer konsequenten Förderung dieser Technologie durch die Bundesregierung und der Aufnahme von multilateralen Gesprächen zwischen der EU und den Staaten der MENA-Region (Nahost und Nordafrika) bezüglich dem Bau solcher Kraftwerke und dem benötigten Stromverbundnetz, im Jahr 2050 bis zu einem Viertel des weltweiten Strombedarfs mittels dieser Technologie gedeckt werden kann.
Von Ihnen als energiepolitischem Sprecher der CDU wüsste ich gerne:
1. Wie steht die CDU zu dem vorgestellten Konzept und wird im CDU-Parteiprogramm zur Bundestagswahl die Förderung von "Wüstenstrom" enthalten sein?
2. Wird Bundeskanzlerin Merkel das Thema auf die Agenden des G8-Gipfels in Italien und der Vorgespräche zur Klimakonferenz in Kopenhagen setzen?
Mit freundlichen Grüßen,
Tobias Staufenberg
Sehr geehrter Herr Staufenberg,
grundsätzlich gilt: Die Union ist der Überzeugung, dass die Herausforderungen in der Energiepolitik nur durch einen breiten Energiemix und Steigerungen der Energieeffizienz beantwortet werden können.
Desertec ist in diesem Zusammenhang ein sehr interessantes Projekt. Das Konzept kann nachhaltig zur Deckung des wachsenden Strombedarfs der Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens beitragen. Die gesamte Region erfährt damit einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Eine Stromversorgung für Europa durch Desertec halte ich nur in einer langfristigen Perspektive für realisierbar. Desertec wird uns derzeit bei den sich aktuell stellenden Fragen der Energieversorgung noch nicht helfen können. Es sind zahlreiche Fragen offen, die noch geklärt werden müssen. Aus diesem Grund begrüße ich die Ankündigung der Münchner Rück bei Focus Online vom 17.06.2009, am 13. Juli zusammen mit Industriepartnern ein Konsortium gründen zu wollen
( http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/energie-europa-entdeckt-afrika_aid_408721.html ).
Die wichtigste Aufgabe des Konsortiums wird es zunächst sein, eine Machbarkeitsstudie unter Einbeziehung der oben aufgeführten Fragen für dieses Projekt zu erstellen.
Eine wichtige Frage, die offen ist, betrifft die Infrastruktur: Wenn wir Strom aus der Wüste nach Europa transportieren wollen, macht dies nur über ein HGÜ-Netz Sinn. Das ist eine gesamteuropäische Frage. Für ein europaweites HGÜ-Netz und ein entsprechendes Ringtransportnetz muss die Europäische Union die Rahmenbedingungen setzen.
Im übrigen sollte sich die Politik in der Energiepolitik meiner Ansicht nach darauf beschränken, verlässliche Rahmenbedingungen zu setzen, die sicherstellen, dass ausreichend Energie zu bezahlbaren Konditionen jederzeit möglichst umweltschonend verfügbar ist. Ob es Sinn macht, den Strom von den Wüsten nach Europa zu transportieren und wie wirtschaftlich das Ganze ist, wird der Markt entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Joachim Pfeiffer