Frage an Jessica Tatti von Elisabeth H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Tatti,
diesen Herbst steht die Abstimmung zum Masernschutzgesetz an. Kennen Sie die Stellungnahme der "Ärzte für individuelle Impfentscheidung"? Sie finden sie unter folgendem Link:
https://www.individuelle-impfentscheidung.de/pdfs/Masernschutzgesetz%20-%20Stellungnahme%20Kabinettsentwurf.pdf
Auch der deutsche Ethikrat spricht sich gegen eine allgemeine Impfpflicht aus (siehe entsprechende Veröffentlichungen).
Bitte lassen Sie nicht zu, dass der Staat einen so intimen Eingriff in den individuellen Körper vorschreiben kann - das ist (verkürzt) eine Verletzung des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Wie stehen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre E. H.
Sehr geehrte Frau H.,
ich folge dem breiten Konsens der Wissenschaft, dass Impfungen eine wichtige Prävention darstellen, deren Nutzen die Risiken bei Weitem übersteigt. Eine ausreichend hohe Impfquote verhindert zuverlässig Epidemien, kann zum Aussterben von Erregern und zum Verschwinden von einst gefürchteten Erkrankungen führen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass eine generelle Impfpflicht zwingend notwendig wäre. Jeder Mensch kann sich grundsätzlich frei für oder gegen medizinische Maßnahmen entscheiden. Dies ist ein hohes Gut, denn es geht um Selbstbestimmung und das Vertrauen in die Patientenorientierung der Medizin.
Die hohe Quote der Erstimpfung zeigt, dass sich die meisten Eltern für die Impfung entscheiden. Die größten Impflücken bestehen bei jungen Erwachsenen, vor allem durch Nachlässigkeit beim Nachimpfen.
Um die Übertragungswege für Viren zu blockieren, muss nicht jeder einzelne Mensch geimpft werden, aber eine ausreichend hohe Impfquote sichergestellt werden (je nach Krankheit zwischen 80 und 95 Prozent), um den sogenannten „Herdenschutz“ sicherzustellen. Das gilt es, sowohl gesamtgesellschaftlich als auch in Gruppen wie in Kindergärten oder an Schulen, zu gewährleisten.
Aus meiner Sicht ist hierzu ein flächendeckendes, aufsuchendes Informationsangebot ausreichend, etwa in der Kita, Schule, Universität oder im Betrieb etc. Die Informationen sollten sachlich, wertfrei, verständlich und ohne erhobenen Zeigefinger den Stand des Wissens vermitteln.
Die Impfung als Pflicht sollte aus meiner Sicht nur bei einer akuten Bedrohung der öffentlichen Gesundheit, z.B. bei Ausbruch einer Epidemie, infrage kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Jessica Tatti