Frage an Jessica Tatti von Johannes B. bezüglich Frauen
Guten Tag Frau Tatti,
was halten Sie davon, dass die Grünen bei ihrer Vorsitzenden-Wahl die Stimmen ungültig machen, die zwei männliche Kandidaten befürworten? Halten Sie dies für Sexismus?
Fänden Sie zwei Frauen als Vorsitzende Ihrer Partei gerechtfertigt, im Gegensatz zu zwei Männern?
Danke.
Freundliche Grüße
Dr. J. B.
Sehr geehrter Herr Dr. Bühler,
vielen Dank für Ihre Frage.
Wenn sich die Partei Bündnis 90 / Die Grünen für eine Doppelspitze aus Frau und Mann entschieden hat, ist der Vorgang so richtig. Dann stehen eine Frau und ein Mann zur Wahl, worüber die Walberechtigten natürlich vor der Stimmabgabe unmissverständlich informiert sein müssen, um ungültige Stimmen zu vermeiden.
In der Politik besteht insgesamt noch immer ein massives Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen. Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag beträgt knapp 31 %, im Landtag von Baden-Württemberg sogar nur 24,5 %. In einigen Fraktionen des Bundestags sind Frauen völlig unterrepräsentiert, obwohl diese über 50 % der Bevölkerung in Deutschland ausmachen: https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/frauen_maenner/529508
Ich finde, vor diesem Hintergrund sollte man nicht von Sexismus sprechen, wenn Parteien sich ernsthaft bemühen, das Gefälle zu reduzieren, z.B. bei der Wahl ihrer Vorsitzenden oder bei Spitzenkandidaturen.
DIE LINKE besetzt die Landeslisten zur Bundestagswahl im Wechsel mit Frauen und Männern. In Baden-Württemberg konnten wir so drei Frauen und drei Männer in den Bundestag schicken. Auch bei der Besetzung von Gremien wie dem Parteivorstand (aber auch dem Landesvorstand und Kreisvorständen) achten wir darauf, dass Frauen und Männer gleichermaßen berücksichtigt werden.
Bei den Vorsitzenden halte ich unsere aktuelle Variante für vorteilhaft, weil DIE LINKE beides hat - starke Männer und starke Frauen:
Sowohl an der Partei- als auch an der Fraktionsspitze haben wir jeweils eine Frau und einen Mann - bei der Partei sind es Katja Kipping und Bernd Riexinger, und bei der Bundestagsfraktion Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch.
Mit besten Grüßen nach Konstanz
Jessica Tatti