Frage an Jerzy Montag von Ali can G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Montag,
ich möchte Sie auf die missliche Lage bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen aufmerksam machen.
Ich bin zur Zeit im Rettungsdienst tätig um meine Wartezeit bis zum Medizinstudium zu überbrücken. Jedoch beläuft sich diese auf bis zu 6,5 Jahre. Die Regelstudienzeit für ein Humanmedizinstudium beträgt 6 1/3 Jahre. De facto heißt das, dass ich länger auf mein Studium warten muss, als dieses dauern würde.
Die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH , hochschulstart.de) vergibt die Studienplätze u.a. für Humanmedizin unter folgenden Quoten:
20% für Wartende (12 Semster)
20% für die Abiturbesten (1,0 - 1,2 Abiturnote)
60% dürfen sich die Hochschulen eigene Kriterien bestimmen, mit den die SfH die Studienplätze vergibt
Es gibt 34 Unis die den Studiengang Humanmedizin anbieten. An 26 Hochschulen spielt die Durchschnittsnote eine übergeordnete Rolle. So dass man als ein/e eher "unterdurchschnittliche/r" Abiturienten keine Chancen hat durch die andern Quoten (80%) einen Studienplatz zu bekommen.
Die Universitäten versuchen die Bewerber zu besänftigen indem sie einige medizinische Berufsausbildungen und den Test für medizinische Studiengänge (TMS) mit geringer Verbesserung der Durchschnittsnote bonieren.
Die meisten medizinischen Ausbildungsberufe die zur Bonierung angerechnet werden, werden nicht vergütet. Im Gegenteil, diese müssen selbst bezahlt werden.
Hier meine Situation:
-Abitur 2010 mit 2,9
-Dienst - Ausbildung zum Rettungsassistenten Dauer 2 Jahre.
1.Jahr 4000€ Schulkosten
2.Jahr praktisch, unbezahlt 1000 Std
-- > Verbesserung um max. 0,4 Abiturnoten
Diese missliche Lage ist in meinem Augen unmenschlich, unwirtschaftlich und unmoralisch.
Zudem geht es unzähligen Anderen genau so wie mir.
Man könnte dieser Lage verbessern , wenn man z.B. die Wartezeitquote von 20% auf 40% anhebt und dafür den Hochschulen nicht 60% sondern 40% Wahlmöglichkeit gibt.
Hochachtungsvoll
Ali can Gunenc
Sehr geehrter Herr Ali Can Gunenc,
vielen Dank für Ihre Anregungen zu der Vergabe von Hochschulstudienplätzen.
Eine Änderung der Quotelung bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen würde allerdings das- wirklich bestehende- Problem in meinen Augen nicht lösen ( und wäre darüber hinaus auch Ländersache).
Weiterhin zu berücksichtigen ist, dass ein Medizinstudienplatz enorme Kosten verursacht- es ist sicher nicht übertrieben, hierfür einen Betrag zwischen 180.000 € und 200.000 € zu veranschlagen.
Klar ist somit, dass es nicht unbegrenzt viel Medizinstudienplätze geben kann, genauso klar ist aber auch, dass die Universitäten nicht ausreichend Geld zur Verfügung haben und so nicht allen Studienberechtigten eine Chance auf einen Studienplatz geben können. Dies haben wir früh gesehen und daher den Antrag mit dem Titel „Hochschulen auf das Studierendenhochplateau vorbereiten – Allen Studienberechtigten die Chance auf einen Studienplatz geben“ (Drucksache 17/9173) in den Bundestag eingebracht.
Die einzige Möglichkeit, dieses Problem zu lösen ist, den unterfinanzierten Hochschulpakt mit deutlich mehr Geld auszustatten. Nur so können wir verhindern, dass junge Menschen, die wirklich Medizin studieren wollen, teilweise über sechs Jahre auf ihren Studienplatz warten müssen.
Und genau das streben wir von Bündnis 90/ die Grünen für das Jahr 2014 an; wir wollen dafür sorgen, dass die Finanzausstattung des Hochschulpaktes ganz erheblich verbessert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Jerzy Montag