Frage an Jens Kerstan von Sandra S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Kerstan,
als treue Grünenwählerin bin ich sehr erstaunt und ärgerlich über die angebliche Zustimmung der Grünen zur geplanten Verlängerung des Holstenkamp im Zusammenhang mit der Rahmenplanung Bahrenfeld Nord. Diese geplante Entlastungsstraße zur Streesmann - bzw. Bahrenfelder Chaussee würde erhebliche Mengen an Durchgangsverkehr in ein wertvolles Hamburger Naherholungsgebiet bringen. Darüber hinaus würden weitere Stadtteile mit Verkehrtrassen durchschnitten werden. Seit deb 70 iger Jahren weiß man dass neue Straßen neuen Verkehr anziehen. "Wer Tauben füttert,lockt Tauben an" (Prof. Dr. Gerd Albers Stadtpanung). Argumentiert wird mit der Zunahme von Autoverkehr im Zusammenhang mit der Wohnbebauung Altona Mitte u.a. Bauvorhaben an der Streesemannstraße.
Warum wird nicht konsequent an der Verschiebung des Modal Splitt hin zu mehr ÖPNV gearbeitet, so wie z.B. die Stadt Zürich es vormacht?
Die Verlängerung des Holstenkamp ausschliesslich für Busse wäre eine echte Alternative zum Autofahren über die Streesemannstraße. Die LINKE hat in ihrem Antrag, in dem u.a. die Wiederaufnahme einer schienengebundenen Verbindung bis nach Scheenefeld gefordert wird, als einzige Partei einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Planungsvorschlag unterbreitet. Die, den Straßenausbau favorisierende Verkehrsplanung der 60 iger Jahre ist nicht nur wissenschaftlich erwiesen überholt und rückwärtsgerichtet, sondern verspielt auch die Chancen auf eine nachhaltige Verkehrspolitik.
An dieser Stelle erwarte ich von den Grünen, sich dem weiteren Ausbau von sogenannten Entlastungsstraßen konsequent entgegenzustellen.
Anstatt einer fantasielosen 60 iger Jahre Straßenplanung bereitwillig zuzustimmen, solte auf eine Verbesserung des Modal Splitt hingearbeitet werden. Viele Bürger wollen dies!
Frage: stimmt es, dass die Grünen ebenfalls eine Verlagerung von Verkehrströhmen in unmittelbahre Nähe von Hamburgs 2. Grüne Lunge (den Volkspark) wollen?
Mit freundlichen Grüßen Schneider
Sehr geehrte Frau Schneider,
vielen Dank für Ihre Frage.
Bei den von Ihnen angesprochenen Plänen handelt es sich um Vorüberlegungen, denen wir sehr kritisch gegenüberstehen. Das Stadium einer konkreten Planung ist dabei allerdings noch nicht erreicht.
Die Idee einer Trassenführung über den Holstenkamp zielt darauf ab, die neu zu bauenden Wohnungen anzubinden, ohne gleichzeitig eine Durchgangsstraße zu werden. Da die Stresemannstraße regelmäßig stark überlastet ist und durch die "Neue Mitte Altona" zusätzlich frequentiert werden wird, hat diese Idee eine gewisse Berechtigung.
In diesem Zusammenhang wurden dann allerdings auch die alten Planungen der SPD thematisiert, eine Entlastungsschneise für die Stresemannstraße zu schaffen. Diese Idee ist nicht durchdacht, denn wenn eine Entlastungsschneise geschaffen werden soll, so kann man hier nicht gleichzeitig die Wohngebiete anbinden. Das bedeutet, die Trasse müsste deutlich entfernt von den jetzt bestehenden Wohngebieten liegen. Unklar wäre dabei auch, wo diese Schneise beginnen und wo sie enden sollte, um wirklich das Ziel einer Entlastung zu erreichen.
Wird keine Entlastungsschneise geplant, sondern nur eine Anbindung an die Wohngebiete, dann handelt es sich um eine Wohnsammelstraße. Diese ist einspurig und endet nicht zielführend für den Abkürzungsverkehr. Dabei stellt sich die Frage, wie mit dem Verkehr auf der Stresemannstraße umgegangen werden soll.
Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist also noch lange nicht gesprochen. Wir werden diesen Prozess weiterhin kritisch begleiten, denn wir sind im Grundsatz ebenso wie Sie davon überzeugt, das zusätzlicher Straßenbau die Mobilitätsprobleme in einer Millionenmetropole nicht lösen kann.
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Kerstan