Frage an Jens-Eberhard Jahn von Ulf-Martin S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Jahn, derzeit ist unsere Gesellschaft in vielen Fragen polarisiert (Umgang mit Geflüchteten, Zukunft der EU, Zukunft der Sozialsysteme uvm.). Was ist Ihr Ansatz dieser Polarisierung politisch entgegenzuwirken?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage. Es ist wohl eine der schwierigsten Fragen, die mir hier gestellt wurden. Polarisierung in bestimmten Fragen ist ja nicht negativ: Es gibt nun mal verschiedene Interessen, die auch deutlich ausgesprochen werden können, bevor eine Richtungsentscheidung oder ein Kompromiss erfolgt.
Manche Polarisierung ist jedoch Ausdruck einer spürbaren Spaltung der Gesellschaft. Früher stabile Milieus sind zerbrochen und einher damit geht eine Beliebigkeit der Werte. Verbindliche Werte wurden in vormoderner Zeit durch die Kirche(n) vermittelt, später durch Militär und Schule. Kirche mag mit Seelenheil, Schule mit Bildung nicht viel zu tun haben, mit Sozialisation und einer gewissen Homogenisierung der Gesellschaft hatten oder haben sie durchaus zu tun. Fraglich ist allerdings, ob dieses Ziel mit einem mehrgliedrigen Schulsystem erreicht werden kann. Mindest ebenso fraglich ist auch, ob staatliche (oder kirchliche) Zwangsveranstaltungen generell mit dem Ziel bzw. "Wert" einer offenen Gesellschaft im Einklang stehen.
Umso wichtiger ist, dass die in Recht gegossenen Werte für alle verbindlich sind und verteidigt werden. Aber paternalistische Rezepte von oben herab führen nicht weiter! Politik muss Initiativen "von unten" stärken und ermutigen. Denn gemeinsame Werte können über gemeinsame Interessen und gemeinsame Voraussetzungen gefestigt werden. Das meine ich auch ganz materiell:
- Durch steuerliche Anreize gilt es Gemeinwohlökonomie zu fördern