Wie begründen Sie die Forderung zum Nachschärfen der einrichtubgsbezogenen Impfpflicht?
Sehr geehrter Herr Damen,
mich interessiert mit welcher Begründung Sie das Nachschärfen des Gesetzes zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht fordern.
Im letzten Herbst konnten geimpfte Mitarbeiter von Pflegeheimen überall ungetestet Veranstaltungen und Clubs besuchen und dann ungetestet in Pflegeheimen arbeiten, während ungeimpfte Mitabeiter täglich getestet wurden. Erst als recht viele vorerkrankte ebenfalls geimpfte Menschen an Covid starben, hat die Regierung eingestanden, dass auch geimpfte Überträger sein können. Es wurden viel zu spät die Gefährdeten geboostert und das geimpfte Pflegepersonal getestet.
Jetzt mit Omicron haben wir eine in etwa gleich große Übertragungsgefahr durch die geimpften, denn es infizieren sich im Verhältnis zur Gruppengröße ca. genau so viele geimpfte und geboosterte wie nicht geimpfte SYMPTOMATISCH und sind damit auch infektiös. (RKI)
Fremdschutz kann also nicht mehr der Grund für die Impfpflicht sein
Mit freundlichen Grüßen,
Sandra K.
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Fragen. Wie Sie richtig anmerken, wurde der Politik oft der Vorwurf gemacht, dass sie nicht agiert, sondern nur reagiert. Wenn wir warten, bis die nächste Infektionswelle in Sichtweite ist, ist es für vorausschauendes Handeln zu spät. Dann lässt sich die Bevölkerung, lässt sich unser Gesundheitssystem wieder nur mit einschränkenden Maßnahmen schützen. Das wollen wir mit diesem Gesetz verhindern. Indem wir dafür Sorge tragen, dass sich alle Erwachsenen impfen lassen und sich damit solidarisch zeigen. Denn Freiheit für alle geht nur mit Solidarität von allen. Die Impfpflicht bedeutet vorausschauendes und solidarisches Handeln für die Freiheit von uns allen. Wir wollen informieren, beraten & vorsorgen, um einen weiteren Pandemie-Winter zu verhindern.
Wie Sie weiterhin richtig anmerken können auch Geimpfte das Virus weitergeben.Die aktuelle Studienlage (https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1044481/Technical-Briefing-31-Dec-2021-Omicron_severity_update.pdf) zeigt, dass die Verhinderung der Übertragung der Omikron-Variante nach der zweiten Impfung innerhalb einiger Monate stark nachlässt. Eine Boosterimpfung erhöht diesen Schutz aber, zumindest für einige Zeit, auf ca. 70%.
Eine Studie (https://secureservercdn.net/50.62.198.70/1mx.c5c.myftpupload.com/wp-content/uploads/2021/12/MEDRXIV-2021-268439v1-Sigal.pdf) zeigt außerdem, dass bei einer geimpften Person eine Omikron-Durchbruchsinfektion die neutralisierenden Antikörper (=Immunität) deutlich erhöht, sowohl gegen Omikron, als auch gegen Delta. Bei einer ungeimpften Person hingegen führt eine Omikron-Infektion nicht zu einer besseren Antikörperzahl gegen eine Deltainfektion. Auch hier führt eine Impfung als zu einem größeren Eigen- und Fremdschutz. Ungeimpfte haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit an einem schweren Verlauf zu erkranken.
Der Stand der medizinischen Wissenschaft ist dynamisch und neue Erkenntnisse kommen kontinuierlich hinzu. Auf dieser Basis können sich auch politische Entscheidungen im Laufe der Zeit ändern und Anpassungen müssen vorgenommen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Janosch Dahmen