Ist mit einer Reform der Notfallversorgung noch in dieser Legislatur zu rechnen? Wenn nein, wie stellen wir sicher, dass es nicht wieder fünf Jahre braucht bis ein Reformvorschlag erarbeitet ist?
Sehr geehrter Herr Dahmen,
als Notfallsanitäterin und Lehrkraft an einer Berufsfachschule für NotfallsanitäterInnen beschäftige ich mich oft mit Themen wie "Wie sieht der Rettungsdienst in 10 Jahren aus?". Aktuell ist es absolut unvorhersehbar. Der zweite Anlauf der Reform droht nun auch wieder zu scheitern. Wie können wir sicher gehen, dass unsere Berufsgruppe und die gesamte Akutversorgung nicht wieder hinten rüber fällt? Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und die fachkompetente und kooperative Zusammenarbeit im Gesundheitsausschuss. Es ist viel Wert, dass auch fraktionsübergreifend hier ein gemeinsames Ziel verfolgt wurde und die Belange des Rettungsdienstpersonals und damit auch der Versorgungsqualität vertreten werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Janine N.
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Sehr geehrte Frau N.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Engagement als Notfallsanitäterin und Lehrkraft. Ich teile Ihre Sorge, dass der Rettungsdienst und die gesamte Notfallversorgung erneut ins Hintertreffen geraten ist.
Es ist bedauerlich, dass Union und FDP in dieser Legislatur nicht mehr bereit waren, diese wichtige Reform endlich zu verabschieden, obwohl es erkennbar keinen umfassenden politischen Streit oder Dissens gab. Durch diese Blockadehaltung entstehen nun erhebliche Verzögerungen für die dringend notwendigen Verbesserungen im Rettungsdienst.
Trotz dieser Verzögerung setzen wir uns weiterhin mit Nachdruck für eine Reform des Rettungsdienstes ein. Die bestehenden Herausforderungen – Fachkräftemangel, überlastete Strukturen und eine unzureichende Finanzierung – gefährden sowohl die Versorgungsqualität als auch die Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte.
Wie geht es jetzt weiter?
- Bundeseinheitliche Standards für den Rettungsdienst: Der Rettungsdienst muss als zentraler Bestandteil der Notfallversorgung klar im Sozialgesetzbuch V verankert werden. Zudem braucht es eine angemessene Vergütung, die nicht nur den Transport, sondern auch die Leitstellen und die präklinische medizinische Versorgung umfasst.
- Attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Ausbildung: Eine Teil-Akademisierung für Notfallsanitäter:innen kann dazu beitragen, die Profession zu stärken und den Beruf attraktiver zu machen. Gleichzeitig müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, um die hohe Belastung im Rettungsdienst zu reduzieren.
- Bessere Verzahnung mit anderen Versorgungsstrukturen: Die Sektorengrenzen zwischen Rettungsdienst, kassenärztlichem Notdienst und Krankenhaus müssen weiter aufgebrochen werden. Eine stärkere Vernetzung der Leitstellen von 112 und 116117 bleibt ein zentrales Ziel.
- Mehr Handlungsspielräume für Notfallsanitäter:innen: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass Notfallsanitäter:innen ihre Kompetenzen innerhalb des Rechtsrahmen svoll ausschöpfen können.
Wir werden weiterhin daran arbeiten, für diese wichtigen Reformschritte politische Mehrheiten zu gewinnen. Die Umsetzung dieser Reform haben wir uns in unserem Wahlprogramm ausdrücklich zu eigen gemacht. Sie finden unser Wahlprogramm unter folgendem Link: https://cms.gruene.de/uploads/assets/Regierungsprogramm_DIGITAL_DINA5.pdf (Seite 89).
Hier finden Sie außerdem eine kurze Zusammenfassung der notwendigen Schritte zur Weiterentwicklung der Notfallrettung in Deutschland: https://www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/a-2395-5628.
Ich danke Ihnen für Ihre wichtige Arbeit und Ihr Engagement. Lassen Sie uns gemeinsam weiterkämpfen!
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Janosch Dahmen