Sehr geehrter Herr Dr. Dahmen, entgegen ihrer früheren Überzeugung sprechen Sie sich nun für eine Impfpflicht aus, warum?
Sehr geehrter Herr Dr. Dahmen,
im Jahr 2013 hatten Sie auf der unabhängigen Plattform zum Kandidatenvergleich zur Bundestagswahl 2013 noch mit einem absoluten Nein zur Impfpflicht geantwortet. Sie führten an, dass jede Impfung mit unterschiedlichen Nebenwirkungen verbunden ist. Weiterhin führten Sie aus, dass sich medizinische Zwangsbehandlungen verbieten und nicht zuletzt die Interessenlage der Arzneimittelhersteller erheblich ist. Man solle besonders kritisch und evidenzbasiert vorgehen, so Ihre Ausführung. Nun stellt sich für mich die Frage, was Sie dazu bewegt jetzt eine genau gegensätzliche Haltung zu Ihrer von 2013 einzunehmen. Ich freue mich über eine umfangreiche und aufklärende Antwort.
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Fragen. Die Impflicht ist kein politischer Wortbruch: Wir können als Gesellschaft die Pandemie nur hinter uns lassen, wenn wir lernfähig und offen für Kurskorrekturen bleiben. Auch die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung hat sich umgekehrt. Ich setze mich aktiv für die Impflicht ab 18 Jahren ein. Hier finden Sie unseren aktuellen Antrag und die Begründung (https://dserver.bundestag.de/btd/20/008/2000899.pdf). Die Freiheit zur Nicht-Impfung des Einzelnen beschränkt mittlerweile massiv individuelle & kollektive Freiheiten der Vielen. Eine hohe Durchimpfungsquote reduziert die Transmissionswahrscheinlichkeit und dient damit dem Schutz, insbesondere vulnerabler Gruppen. Zudem minimiert sie das Risiko schwerer Krankheitsverläufe. Sie trägt zur Entlastung des Gesundheitssystems sowie der Sicherstellung der Regelversorgung bei und reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass erneut anderweitige bevölkerungsbezogene Schutzmaßnahmen erforderlich werden, die mit erheblichen Eingriffen in grund- rechtlich geschützte Freiheiten einhergehen würden. Die mit entsprechenden anderweitigen Schutzmaßnahmen verbundenen und gesellschaftlichen, psychosozialen und ökonomischen Konsequenzen für die Menschen in Deutschland können minimiert und im besten Fall vermieden werden.
Der Stand der medizinischen Wissenschaft ist dynamisch und neue Erkenntnisse kommen kontinuierlich hinzu. Auf dieser Basis können sich auch politische Entscheidungen im Laufe der Zeit ändern und Anpassungen müssen vorgenommen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Janosch Dahmen