Ist die Linke bereit, ihre Außenpolitik zu überdenken, aus pragmatischen und taktischen Gründen? Hätten die USA im 2. Weltkrieg keine Waffen zur Selbstverteidigung an die Sowjetunion liefern sollen?
Sehr geehrte Frau Wissler,
als Parteimitglied bin ich besorgt über den aktuellen Kurs der Partei. Die Umfragewerte sind schlecht, das ist selbstverschuldet. Die Mehrheit der Deutschen unterstützt Waffen an die Ukraine. Andere Staaten erwarten, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas als Vorbild vorangeht. Unsere Partei ist jedoch dagegen. Aber warum?
Ich habe das EU-Wahlprogramm gelesen. Die Punkte zur internationalen Abrüstung klingen schön und gut, sind aber überhaupt nicht realistisch. Das Narrativ der Osterweiterung, die Russland provoziert hätte, wurde aufgegriffen, obwohl das mehrfach von Historikern und Gorbatschow selbst widerlegt wurde. Eine Umfrage der Rosa Luxemburg Stiftung aus 2022 zeigte: Die Linke hat ein Wahlpotenzial von 18%. Grund Nr. 1, warum die Leute doch nicht die Linke wählen, sind außenpolitische Positionen (43%).
Wieso hält unsere Partei an der Appeasement-Politik fest? Gibt es Hoffnung auf Reformen oder werde ich austreten müssen?
Liebe Grüße
Weitere Fragen an Janine Wissler
Bereits vor der Europawahl haben wir mit einem Aufarbeitungsprozess begonnen. Wir diskutieren intensiv, wie wir dieses Ergebnis bewerten
Zunächst möchte ich betonen, dass ich die Annahme des Selbstbestimmungsgesetzes als einen großen Schritt nach vorne begrüße, wie bereits in meiner Pressemitteilung betont
DIE LINKE kritisiert seit jeher die im bisherigen Steuerrecht angelegten Privilegien für Alleinverdiener-Ehen oder solche, wo die Ehepartner sehr ungleich (zumeist zuungunsten der Frauen) verdienen.
DIE LINKE hat ein umfassendes Rentenkonzept, was u.a. eine Erhöhung des Rentenniveaus, eine Absenkung des Rentenalters, eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und eine bessere Anerkennung von Kindererziehung, Pflegezeiten und Erwerbslosigkeit vorsieht.