Wie stehen sie zu den Bebauungsplänen des Hasenkopfes in Marburg?
Sehr geehrter Herr Schalauske
Wie ist Ihre Meinung zu den Bebauungsplänen für den Hasenkopf in Marburg, die das vorhandene Naherholungsgebiet durch viel Straßenverkehr stark belasten und vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Existenz kosten könnten?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage. In der Tat handelt es sich beim Hasenkopf um ein hochwertiges Naherholungsgebiet. Ich kann Ihre Sorge um eine steigende Verkehrsbelastung vor allem in Alt-Ockershausen durchaus nachvollziehen, sehe wiederum aber auch einen großen Bedarf bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums.
Die Fraktion Marburger Linke in der Stadtverordnetenversammlung, der ich auch angehöre, hat seit vielen Jahren auf den fehlenden bezahlbaren Wohnraum in der Stadt hingewiesen. Die INWIS-Studie hat diese Kritik bestätigt. Es ist in den letzten Jahren zwar viel gebaut worden, aber eben kaum bzw. unzureichend im Segment bezahlbarer Mietwohnungen. Wenn Prognosen zutreffen, nach denen die Bevölkerung in Marburg weiterwachsen wird, wird dieser Bedarf noch größer ausfallen.
Es rächt sich jetzt, dass die Stadt aber auch die Universität in den 2000er und 2010er Jahren öffentliche Flächen an Privatinvestoren verkauft hat, statt durch die GeWoBau dort bezahlbare Wohnungen zu errichten. Auch die Innenverdichtung kommt in Marburg an seine sozialen und ökologischen Grenzen.
Die Marburger Linke hatte deshalb 2018 im Stadtparlament beantragt, dass bei der Konzeption für den Hasenkopf (aber auch den Oberen Rotenberg, dessen Planungen bedauerlicherweise fallen gelassen worden sind) berücksichtigt wird, dass genügend bezahlbare Wohnungen entstehen bzw. eine soziale Durchmischung gewährleistet wird. Falls ein neues sozialökologisch vorbildliches Quartier entsteht, sollen dort auch Menschen wohnen, die sich andere „schöne Ecken“ der Stadt nicht leisten können. Es gilt eine soziale und ökologische Entwicklung zu fokussieren, inklusive einer nachhaltigen Bauweise. Der übrige Teil des Hasenkopfes aber muss intensiv geschützt werden, auch weil Boden nicht immer weiter versiegelt bzw. intensiv genutzt werden darf.
Nach meiner Wahrnehmung hat es beim Hasenkopf einen längerfristigen Beteiligungsprozess gegeben, an dem auch die Gemeinwesenarbeit eingebunden war. Ökologische Befürchtungen nach einer Beeinträchtigung des Klimas – Stichwort Kaltluftströme - konnten durch ein Gutachten wohl ausgeräumt werden.
Offen bleiben die Fragen der verkehrlichen Anbindung. Hier brauchen wir Lösungen, die PKW und LKW-Verkehr reduzieren, etwa durch eine bessere Anbindung des Hasenkopfes durch den Busverkehr, E-Fahrradmobilität, etc. Klar ist aber auch, dass wir die Verkehrsprobleme nur in den Griff bekommen, wenn eine gesamtstädtische Verkehrswende zugunsten des Umweltverbundes gelingt.
Freundliche Grüße,
Jan Schalauske