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Jan Kellermann
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Frage von Elisabeth K. •

Frage an Jan Kellermann von Elisabeth K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Kelly oder jetzt wohl: Herr Kellermann!

Im Lebenslauf auf der Eigenwerbungsseite klafft ja eine erstaunliche Lücke im politischen Engagement: so gar nichts zwischen 1998 und 2002..?

Oder ist die Namensgleichheit zum damaligen Sprecher der Grünen Jugend Berlin purer Zufall?

Also hier meine Fragen:

Wieso verschleiern Sie in Ihrem Lebenslauf Ihre politische Vergangenheit? War das Ihre Entscheidung oder zwingt einen eine Partei zu sowas, wenn man Direktkandidat wird?

Vetreten Sie auch heute noch eher radikale Standpunkte oder distanzieren Sie sich auch inhaltlich zu Ihrer Vergangenheit wie zB der Kritik an sonntäglichen Hausdurchsuchungen oder der Steineschmeißerdemo gegen Haider? Und wie ist heute Ihr Standpunkt zur Raucherecke für Unterstufenschüler über 16 auf dem Schulgelände?

Wo brauchen wir Ihrer Ansicht nach radikalere Lösungen und wie wollen Sie diese als Abgeordneter durchsetzen?

Wie wollen Sie als Abgeordneter überhaupt etwas erreichen, wenn Sie schon vor der Wahl zurückrudern und darauf verweisen, wie wenig Entscheidungskompetenz Abgeordnete haben (siehe Antwort an Herrn Barsikow)?

Von den Jusos zu den Grünen und wieder zurück.Wann kommt der nächste Parteiwechsel? Kann ich mir denn sicher sein, dass Sie als Abgeordneter nicht "fahnenflüchtig" werden und meine Stimme am Ende einer ganz anderen Partei zugute kommt?

Ach ja, was ich schon immer mal wissen wollte: Haben Kandidaten/Sie was dagegen, wenn man auf Ihre Plakate einen Schnurrbart, Hörnchen etc. malt?

Ich wäre dankbar für ein klares Statement ohne die üblichen Politiker-Floskeln, die an Loriot erinnern.

MfG
EK

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Antwort von
SPD

Hallo Frau Kraft,

Sie liegen mit Ihrer Vermutung richtig: Ich war 1999-2001 Sprecher der Grünen Jugend Berlin. Ich mache aus meinem Engagement bei den Grünen kein Geheimnis. Bei der Zusammenstellung meines Lebenslaufes habe ich mich auf eine DIN A4-Seite beschränkt und dabei zahlreiche Tätigkeiten nicht mit aufnehmen können. Daher heißt der Abschnitt auch mit Absicht "Sozialdemokratische Politik". Um Ihnen die weitere Recherche zu ersparen: Ich war in meiner Studienzeit Bundessprecher der Grünen Hochschulgruppen und (ehrenamtlicher) Geschäftsführer des Länderausschusses der Grünen Jugend (heute Bundesausschuss) sowie Koordinator des Fachforum Bildung. Bei der Partei BÜNDNIS90/Die Grünen hatte ich keine Ämter inne. Eine meiner zentralen Tätigkeiten war die Positionierung von BÜNDNIS90/Die Grünen gegen die Einführung von Studiengebühren. Daher war ich auch ordentliches Mitglied im Koordinierungsorgan (KO) des studentischen Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (auch das habe ich in meinem Lebenslauf nicht erwähnt).

Sie fragen, ob ich heute noch "radikale" Standpunkte vertrete, die ich damals vertreten habe.

1) Durchsuchungen mit fadenscheinigen Begrüdungen

Heute wie damals bin ich der Meinung, dass die Polizei Hausdurchsuchungen und ähnliche Maßnahmen nur vornehmen darf, wenn konkrete Anlässe dazu vorliegen. Egal ob das bei der Deutschen Bank oder - wie damals - im Mehringshof der Fall ist.

2) Demos gegen Rassisten
Heute wie damals organisiere ich Demonstrationen gegen Rassisten. Damals war es gegen Jörg Haider, in diesem Jahr gegen Pro Deutschland. Steinewerfen gehört damals wir heute nicht zum Reportoire der politischen Auseinandersetzung.

3) Rechte von SchülerInnen
Schülerinnen und Schüler haben Rechte. Wenn diese Rechte eingeschänkt werden, sei es nun die Zensur von Schülerzeitungen oder ein "Küssverbot" in Schulgebäuden, muss man sich wehren. Wenn SchülerInnen rauchen dürfen (ab 16) aber noch in der Mittelstufe sind und daher das Schulgelände nicht verlassen dürfen, muss eine Raucherecke her. Ansonsten machen sie es heimlich. Ich habe lieber eine kontrollierte Raucherecke als Rauchen im Gebüsch. Wenn Sie der Meinung sind, dass SchülerInnen nicht rauchen sollten, setzen Sie sich bitte für ein Rauchverbot von unter 18-Jährigen ein. Verbote lösen in der Regel keine Probleme, sondern verlagern sie nur in nicht-überwachte Bereiche.

Sie sehen: Ich habe 2002 die Partei gewechselt, nicht meine Überzeugungen.

Sie fragen nach Durchsetzungsmöglichkeiten von Abgeordneten. In der Antwort auf Herrn Barsikow habe ich darauf hingewiesen, dass nicht das Berliner Abgeordnetenhaus Flugrouten festlegt, sondern das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherheit (BAF). Desweiteren gebe ich Ihnen Recht, dass viele Bereiche des öffentlichen Lebens nicht mehr der parlamentarischen Kontrolle unterliegen. Daher setze ich mich z.B. auch für die Rekommunalisierung der Versorgungsunternehmen unserer Stadt ein. Eine Debatte über die Staatlichkeit brauchen wir übrigens auch für das Internet.

Zum Thema "Fahnenflucht". In meiner Schulzeit habe ich mich bei den Jusos engagiert. In meiner Studienzeit habe ich mich bei der Grünen Jugend engagiert. Es war eine bewusste Entscheidung, meine weitere politische Tätigkeit bei der SPD und nicht bei den Grünen vorzunehmen. Insofern können Sie mir gerne Ihre Stimme geben und sicher sein, dass diese Stimme bei mir und der SPD gut aufgehoben ist.

Ob KandidatInnen etwas dagegen haben, dass ihre Plakate bemalt werden, müssen Sie die KandidatIn bitte jeweils selbst fragen. Ich persönlich freue mich immer, wenn sich jemand mit mir als Kandidat befasst (was Sie ja bereits ausgiebig getan haben!). Ich bevorzuge jedoch das konkrete Gespräch gegenüber Malereien auf Plakaten. Ich finde Schnurrbärte übrigens nicht sehr ansprechend.

Viele Grüße,
Jan Kellermann