Hallo Herr Rosenbaum, welche politischen Instrumente schlagen Sie vor um die CO2-Emissionen zu verringern – kommunal, national, europaweit?
Vielen Dank für Ihre Frage.
Als Antwort könnte man natürlich ein ganzes Buch schreiben, aber ich werde versuchen, kurz und allgemein zu antworten.
Heutzutage weiß fast jede*r, was getan werden muss, um CO2-Emissionen zu verringern: Umstieg auf erneuerbare Energiequellen; deutlich weniger PKW-Verkehr und Investitionen in den öffentlichen Verkehr; Reduzierung des Konsums tierischer Produkte usw. Aber die wichtigere Frage ist, wie man das machen kann und welche Instrumente uns als Politiker*innen zur Verfügung stehen, um diese Ziele zu erreichen.
Ich glaube an die intelligente Kombination mehrerer Instrumente und Maßnahmen:
- Information und Bildung: Verbreitung zuverlässiger und klarer Informationen, sowohl über den Klimawandel und seine Ursachen als auch über umweltfreundlichen Lebensstil und Konsum und umweltfreundliche Ernährung. Gleichzeitig in Schulen die Einführung von Lehrplänen, die eine richtige, gesunde und nachhaltige Ernährung, die Bedeutung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, einen informierteren Energieverbrauch und einen intelligenteren und umweltbewussteren Konsum vermitteln.
- Zuweisung von Budgets und öffentlichen Geldern für Forschung und Entwicklung von erneuerbaren Energiequellen, nachhaltiger Landwirtschaft und dergleichen, ob direkt oder indirekt, indem die Regierung den Forschungsinstituten, die diesem Thema Ressourcen zur Verfügung stellen, verschiedene Leistungen und Vergünstigungen anbietet.
- Positive Anreize für Unternehmen und Verbraucher schaffen, umweltfreundlicher und lokaler zu produzieren und zu konsumieren, beispielsweise durch Subventionen, erhebliche Steuervergünstigungen und dergleichen.
- Schaffung negativer Anreize und strengere gesetzgeberische Maßnahmen gegen diejenigen, die die Umwelt verschmutzen und schädigen.
All diese Schritte müssen in enger Zusammenarbeit mit den anderen EU-Ländern unternommen werden, um eine einheitliche und konsistente Politik zu formulieren (wobei für jedes Land Anpassungen an seine eigenen Besonderheiten erforderlich sind). Und das nicht nur in der EU: Nur eine möglichst breite internationale Zusammenarbeit kann der Klimakrise wirksam begegnen. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um an unserer Seite die Länder zu mobilisieren, die bereit und in der Lage sind, die Klimakrise zu bekämpfen. Zum Beispiel die Länder finden, die das wollen und könnten, aber die erforderlichen Ressourcen eventuell nicht haben; oder die, die Ressourcen haben, aber nicht über das notwendige Wissen verfügen. Dann müssen die Ressourcen und diplomatischen Bemühungen entsprechend ausgerichtet werden.
Auch auf der kommunalen Ebene gibt es viel, was man tun kann, vor allem im Bereich Verkehr – privat und öffentlich. Städte müssen die Strategie beim Transport komplett verändern. Das heißt, PKW-Verkehr auf die niedrigste Priorität zu setzen, während öffentliche Verkehrsmittel, Rad- und Fußwege Vorrang haben müssen. In der nach meiner Vorstellung idealen Stadt gibt es überhaupt keinen PKW-Verkehr, und die einzigen Kraftfahrzeuge, die in die Stadt dürfen, sind Lastwagen, die Waren in die Stadt transportieren (obwohl auch eine andere Lösung für diese Angelegenheit vorstellbar ist), Carsharing-Autos, Feuerwehr- und Krankenwagen sowie Autos von Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage zufriedenstellend beantworten. Falls nicht, freue ich mich auf weitere Nachfragen.
Liebe Grüße
Ishai Rosenbaum