Frage an Iris Gleicke von Anett R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Guten Tag Frau Gleicke,
mein Sohn besucht die 7 Klasse des Gymnasiums in unserem Ort. Er ist vor einem Jahr aus NRW zugezogen. Mir fällt auf, dass es gerade hier eine große Lustlosigkeit und Zukunftsverdrossenheit bei Kindern gibt. In seiner Klasse will nur er und ein zweiter Junge ggf. studieren. Kein Einsatz - keine Perspektive. Das war in NRW anders, dort wollten fast die Hälfte aller Kinder studieren - ob sie es dann auch machen - ist eine andere Frage. Was wird gegen diese schlechte Motivation seitens der Politik getan? Ich weiß Schulpolitik ist Ländersache, aber ich denke es ist ein Anliegen aller Bürger, dass unsere Jugend wieder lernwillig ist und positiv in die Zukunft sieht.
Kommt diese Entwicklung eigentlich bei den Politikern an? Sagt Ihnen jemand wie sich alles entwickelt?
Ein zweiter Punkt über den ich schon oft nachgedacht habe ist, warum macht sich niemand die Mühe den Bürgern die Zusammenhänge zu erläutern? Überall sind Parolen unterwegs, z.B. warum tut der Staat nichts gegen die Spritpreise. Wieso wird den Bürgern nicht klar gemacht, dass der Staat nicht einfach einer privaten Firma sagen kann, welchen Preis sie vom Verbraucher verlangt? Jeder versteht es, wenn man das Beispiel bringt, dass der Bäcker auch für seine Brötchen den Preis nehmen kann, den er möchte und das es keinen staatlich verordneten Brötchenpreis gibt.
Viel Unmut entsteht durch Unkenntnis. Wie stehen Sie zu diesen Punkten, gibt es Möglichkeiten seitens der Politik endlich mal bei den Bürgern verstanden zu werden? Haben Sie da Hoffnung und Konzepte?
Ich bin wirklich an einer aufrichtigen Antwort interessiert und freue mich schon auf Ihren Standpunkt.
Mit freundlichen Grüße
A. Raumschüssel
Sehr geehrte Frau Raumschüssel,
vielen Dank für Ihre Fragen. Es freut mich, dass Sie auf diesem Weg mit mir in einen Dialog treten, der Ihr Interesse am offenen Meinungsaustausch, an Diskussion und Informationen zeigt. Eine der ersten Voraussetzungen für uns PolitikerInnen, damit wir Politik auch verständlich machen können. So komme ich gleich zu Ihrer zweiten Frage, in der Sie fragen, warum sich niemand die Mühe mache, Bürgerinnen und Bürgern Zusammenhänge zu erläutern.
Selbstverständlich bietet Politik zahlreiche Informationsangebote, ob über Veranstaltungen, Broschüren, das Internet oder die Medien aller Art. Darüber hinaus bemühe ich mich persönlich, wie viele andere Kolleginnen und Kollegen übrigens auch, stets ein offenes Ohr für Bürgeranliegen zu haben, diskutiere z.B. in Schulen mit Kindern, Jugendlichen und Lehrern und freue mich über alle, die zu den Bürgersprechstunden in meine Wahlkreisbüros in Suhl oder Schmalkalden kommen oder unsere öffentlichen Veranstaltungen besuchen.
Es ist allgemein üblich geworden, die Politik generell zu kritisieren und nahezu alles, was geschieht, schlecht zu finden. Das Schlagwort Politikverdrossenheit ist in aller Munde. Ich bin weit davon entfernt, in das gegenteilige Extrem zu verfallen. Auch weiß ich, dass Politikerinnen und Politiker auch Fehler machen und deshalb auch Kritik verdienen.
Auch ich kann meine Auffassungen nicht immer 100%ig durchsetzen, aber im Ringen um die beste Lösung für das Gemeinwohl muss ich sie einbringen und versuchen, zu überzeugen. Das ist nicht einfach. Oft ist dann vom Scheitern oder Umfallen die Rede. Politik ist aber nicht die Durchsetzung von Einzelinteressen und lebt von der Fähigkeit zum Kompromiss. Dies ist – wie Wolfgang Thierse einmal sagte – kein Schwächeanfall der Demokratie, sondern macht die Demokratie aus.
Gerne würde ich Ihnen einige Initiativen der Fraktion oder Partei zu Ihren Fragen zukommen lassen. Leider geht das hier nicht. Bei Interesse melden Sie sich doch bitte kurz unter iris.gleicke@bundestag.de
Mit freundlichen Grüßen
Iris Gleicke