Frage an Ingo Wellenreuther von Jan-Niclas M. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
vielen Dank für ihre Antwort.
Ich denke nicht, dass ich mit meinen Interpretationen falsch liege, denn ihre Antwort beeinhaltet keine Antwort auf meine Frage. ("Wo liegt also der Sinn eines Verbotes?") Darauf haben sie bedauerlicherweise nicht geantwortet, auch wenn ich ihnen Recht gebe, dass zur Eindämmung der heutigen Jugendprobleme nur ein Ansatzpunkt völlig falsch ist.
Ich sehe jedoch mit Wohlwollen, dass Baden-Württemberg 500.000€ und 70 Gewaltpräventionsberater zur Verfügung stellt. Allerdings bezweifele ich, dass Geld und die Zahl von 70 Beratern auch nur annähernd ausreicht, um die Jugendprobleme unserer Zeit in den Griff zu bekommen. Gemessen daran, dass die Jugend als "Unser aller Zukunft" bezeichnet wird, gibt mir diese Summe zu denken übrig, wie ernst es der Politik mit unserer Jugend ist.
Ebenso würde ich mich freuen, wenn Sie die angesprochene Gesamtstrategie weiter erläutern würden.
Mit Freundlichen Grüßen,
Jan-Niclas Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Ein Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen hätte den Sinn, Spielevertreiber bestrafen zu können, die solche Computerspiele herstellen oder verbreiten. Strafe wiederum kann verschiedene Zwecke verfolgen, wie etwa den der Abschreckung oder der Verhütung künftiger Straftaten. Letztlich könnte dies dazu beitragen, gerade Jugendliche vor den negativen Folgen von Gewaltverherrlichung zu schützen.
Ich freue mich, dass Sie mit mir der Meinung sind, dass es kein Allheilmittel gibt, und dass Sie das Gewaltpräventionsprogramm anerkennen, auch wenn Sie dessen Umfang kritisch sehen. Dies sind ja aber bei weitem nicht die einzigen Jugendschutz-Maßnahmen. Die staatliche Sozialarbeit umfasst sehr viele Initiativen zum Schutz und zur Unterstützung der Jugend.
Unter Gesamtstrategie verstehe ich die Stärkung eines ganzen Maßnahmenpakets, das sowohl repressive als auch präventive Maßnahmen umfassen muss. Einige der Maßnahmen habe ich bereits genannt. Richtig finde ich zudem etwa die geplante Änderung des Waffengesetzes, mit der den Ländern die Möglichkeit gegeben werden soll, das Führen von Waffen auf bestimmten öffentlichen Straßen und Plätzen zu verbieten, an denen wiederholt Gewaltstraftaten begangen worden sind. Ich begrüße auch Maßnahmen wie die Online-Initiative www.kinder-sicher-im-netz.de. Neben der Förderung der Medienkompetenz von Eltern, Lehrern und Erziehungsverantwortlichen sollen Kinder und Jugendliche im Hinblick auf mögliche Gefahren im Internet sensibilisiert und ein sicherheitsbewusstes Verhalten in der virtuellen Welt gefördert werden.
Zudem halte ich Maßnahmen für wichtig wie zeit- und brennpunktorientierte Jugendschutzstreifen an bekannten Aufenthaltsorten von Jugendlichen und Jugendgruppen oder auch Konzepte zur Eindämmung von Alkoholmissbrauch von Jugendlichen, da diese zugleich eine effektive Gewalt- und Kriminalprävention darstellen.
Bei aller berechtigten Besorgnis möchte ich abschließend noch eines betonen: unsere Jugend wird vielfach zu schlecht und zu einseitig negativ dargestellt. So besagt etwa die baden-württembergische Kriminalitätsstatistik, dass zum Beispiel die Tatverdächtigenzahl der Unter-21-Jährigen im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9% gesunken ist und sich seit 2000 nahezu auf – zugegebenermaßen relativ hohem – konstantem Niveau bewegt. Es ist darüber hinaus höchst bemerkenswert, was Kinder und Jugendliche im Kulturellen, im Sport, in Kirchen oder im sozialen Bereich zum großen Teil ehrenamtlich leisten. So übernehmen in Baden-Württemberg immer mehr Jugendliche gesellschaftspolitische Verantwortung mit einem freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr. Die Zahl der Jugendlichen, die diesen freiwilligen Dienst tun, hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther MdB