Frage an Ingo Wellenreuther von Marko V. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
welche Kriterien setzen Sie bei der Definition von "Killerspielen" an, um eine größtmögliche Objektivität und Gerechtigkeit zu garantieren?
Welche Faktoren machen ein "Killerspiel" besonders gefährlich?
In einer anderen Antwort haben Sie auf Studien verwiesen (diese aber nicht benannt), welche bescheinigen sollen, dass gewalttätige Spiele aggressives Verhalten begünstigen. Ich würde diese Studie/n sehr gerne einsehen. Es würde mir schon helfen, wenn Sie das erhebende Institut nennen könnten.
Ihre Antwort an Herrn Schwarz, Zitat "Gerade nach dem Amoklauf von Winnenden dürfen wir nicht einfach so weitermachen wie bisher. " schockiert mich.
1. Sie benutzen eine schreckliche Tat und das Leid vieler Menschen für Ihr Ziel einer Gesetzesänderung. Ich finde das Populistische und moralisch verwerflich!
2. Ihre Antwort erweckt den Anschein, dass Sie Aktionismus üben. Erst wenn was passiert wird reagiert. Das Zeugt von kurzfristigem Denken.
Ich freue mich auf Ihre Antwort :)
Mit freundlichen Grüßen
MV
Sehr geehrter Herr Vasilj,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Die Innenministerkonferenz hat für "Killerspiele" die Definition benutzt, dass es sich hierbei um Spiele handelt, bei denen ein wesentlicher Bestandteil der Spielhandlung die virtuelle Ausübung von wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen oder anderen grausamen oder sonst unmenschlichen Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen ist. Ich meine, dass hiermit treffend umschrieben ist, was sich in der öffentlichen Diskussion als "Killerspiel" etabliert hat.
Ich habe bisher auf keine Studien verwiesen. Ich kann dies aber gerne tun: beispielsweise wird in der Broschüre der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) "Jugendgefährdung und Computerspiele" vom 31.07.2008 (hier abrufbar: http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/generator/bpjm/redaktion/PDF-Anlagen/jugendgefaehrdung-und-computerspiele,property=pdf,bereich=bpjm,sprache=de,rwb=true.pdf ) in einem Abschnitt die Wirkungsforschung von Computerspielgewalt unter Angabe von Quellen näher beleuchtet. Danach würden in der wissenschaftlichen Fachwelt anerkannte Studien, die die Ergebnisse methodisch überzeugender und seriöser Forschungsprojekte ausgewertet haben, belegen, dass gewalthaltige Computerspiele kurzfristig aggressives Verhalten, aggressive Wahrnehmung und aggressive Gemütszustände fördern könnten. Die neurowissenschaftliche Forschung bestätige, dass bei Spielern gewalthaltiger Computerspiele Hirnfunktionen sichtbar gemacht werden könnten, die in vergleichbarer Weise bei realen Gewalthandlungen zu beobachten seien. Auch wenn dies noch nicht abschließend untersucht sei, deute die derzeitige Forschungslage zudem darauf hin, dass tatsächlich ein langfristiger, durch die Nutzung gewalthaltiger Computerspiele hervorgerufener negativer Effekt auf Einstellung und Verhalten von Kindern und Jugendlichen vorhanden sei. Ein besonders hohes Risiko hierfür sei dann gegeben, wenn verschiedenen Bedingungen gegeben seien (geringes Alter, exzessiver Computerspielkonsum, starke Vorliebe für gewalthaltige Spiele, geringe soziale Problemlösungsfähigkeit, Probleme bei der Gefühlsregulierung, erhöhte Reizbarkeit/ verringerte Frustrationstoleranz, gewalttätige Umgebung).
Im übrigen kann ich Ihnen auch z. B. die Einschätzungen zu diesem Thema des bekannten Hirnforschers Prof. Dr. Manfred Spitzer oder des Kriminologen Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind empfehlen.
Zu Ihren letzten beiden Punkten: Sprechen Sie einmal mit den betroffenen Eltern des Amoklaufs von Winnenden über ihre Haltung zu sog. Killerspielen, dann werden Sie feststellen, dass es überhaupt nichts mit Populismus zu tun hat, wenn man sich über mögliche Ursachen für derartige Vorfälle und eventuelle Gegenmaßnahmen Gedanken macht. Der Vorwurf des Aktionismus geht ebenfalls fehl: Deutschland hat beispielsweise im europäischen Vergleich eines der strengsten Waffengesetze, das in den letzten Jahren mehrfach geändert wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther MdB