Frage an Ingo Egloff von Manfred B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Egloff,
mich würde interessieren, welche Einstellung Sie zu der seit einiger Zeit im EU-Parlament schmorenden Frage zur Liberalisierung des Europäischen Wassermarktes haben.
Ich frage mich, was eine Liberalisierung des Wassermarktes bewirken soll. Oder möchte man auch das Wasser wie Erdöl durch Europa schicken? Wenn es Profit bringt, ohne weiteres vorstellbar.
Auf jeden Fall gibt es eine neue Möglichkeit zur Schröpfung des Bürgers durch Großkonzerne und damit eine Qualitätsminderung.
Wasser ist unser ureigenstes Lebensmittel. Ich verstehe nicht, wie man auf die Idee kommen kann, dies dem freien Markt zum Fraß vorzuwerfen. Welche kriminellen Energien auf dem Lebensmittelmarkt zu finden sind, kann jeder Verbraucher, der mit offenen Augen durchs Leben geht, jeden Tag beobachten.
Sollte dieser Wunsch der Großkonzerne realisiert werden, ist es aus mit einem Schluck chlorfreien Wasser aus unseren Leitungen. Schauen Sie nach Frankreich, oder noch schlimmer, in die USA, wie dort das Wasser behandelt wird. Wenn Sie in Gegenden gewohnt haben, wo die meisten amerikanischen Kasernen waren, wissen Sie wie Chlor schmeckt.
Wie solche Konzerne Lebensmittel produzieren, sehen wir jeden Tag. Zuerst kommt die Chemiekeule und dann die Hygiene. Denn Hygiene kostet Geld. Ist die Babynahrung chemisch verseucht? Ab nach Afrika.
Wer weiß wie Nestle, einer der größten und aggressivsten Lebensmittelkonzerne auf dem Wassermarkt, dem auch die meisten europäischen Mineralwasserquellen gehört, aggiert, weiß was auf ihn zukommt.
„Alternativlos“, schon mal gehört? Ernährung und Energie sind die alternativlosen Voraussetzungen für unser Leben und somit absolut ungeeignet für die Konzentration durch Großkonzerne. In diesem Zusammenhang vermisse ich das Wort „alternativlos“ bei unserer Kanzlerin.
Helfen Sie dieses Vorhaben zu vereiteln. Auf unserem Nahrungsmarkt ist es fünf vor Zwölf.
M.f.G. Manfred Blum
Lieber Herr Blum,
aus meiner Einschätzung ist die Konzessionsrichtlinie schon im Vorfeld einer politischen Diskussion in dreierlei Hinsicht abzulehnen: Solche Regulierungen im europäischen Vergaberecht sind nicht notwendig, weil erstens unsere Wasserversorgung - anders als Energie - nicht grenzüberschreitend erbracht wird, sie zweitens überwiegend kommunalen Unternehmen obliegt, die durch diese Richtlinie mit Privatisierung und dauerhafter Verdrängung bedroht werden, und drittens die Konzessionsrichtlinie zu einer weiteren Verrechtlichung, kostenintensivem Rechtsberatungsbedarf und zeitlichem Aufwand führt, die niemand will.
Meine Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parlament haben unmissverständlich klargemacht, dass sie "jeglichen Privatisierungs- und Liberalisierungsversuchen in der Daseinsvorsorge und insbesondere im Wasserbereich entschieden entgegentreten". Frau Merkel muss sich wie so oft die Frage gefallen lassen, was sie da in Brüssel eigentlich die letzten vier Jahre getan hat: Warum in den Ratsverhandlungen nicht dafür gekämpft wurde, die Wasserversorgung aus der Richtlinie herauszuhalten, ist absolut schleierhaft.
Herzliche Grüße
Ingo Egloff